Spezialtraining Rettung

Rettungstraining im Hallenbad

Alle Übungsleiter der TSG Grevenbroich müssen regelmässig an Weiterbildungen teilnehmen, um die alle 4 Jahre fällige Verlängerung ihrer Lizenz zu gewährleisten und somit dern Trainings- und Übungsbetrieb des Vereines aufrecht erhalten zu können.
In der Verganganheit kam auf Versammlungen hin und wieder die Frage auf, was wir denn auf diesen, meist am Wochehende stattfindenden Seminaren so wichtiges lernen, und ob das denn überhaupt sein muß (da mit Kosten verbunden). Wie bereits oben erwähnt, wäre ohne diese Veranstaltungen und generell die ehrenamtliche Tätigkeit der Übungsleiter kein Schwimmbadbetrieb möglich, da von der Stadt lizensierte Übungsleiter für die Vergabe von Schwimmbadstunden gefordert werden.

Da wir alle gute Übungsleiter sind, haben wir unser Wissen natürlich nicht für uns behalten, sondern in all den Jahren meist eher unbemerkt in Training und Ausbildung an die Mitglieder weitergegeben.
So war auch unser „Spezialtraining Rettung“, das großen Anklang fand, das Resultat einer solchen Weiterbildung.

Bernhard und ich besuchten im Oktober 2000 die Veranstaltung „Gestaltung der Rettungsausbildung und des Rettungstrainings im Hallenbad“. Das Seminar war eine Veranstaltung des TSV NRW unter wie immer professioneller Leitung von Uwe Hoffmann.

Insbesondere beim praktischen Teil des Seminares wurde uns klar, dass  in Sachen Sicherheit und Rettung viele Dinge eigentlich nie und anderere viel zu selten geübt werden. Die Gründe sind meist die fehlende Ausrüstung und zum anderen die fehlenden Möglichkeiten für derartige Übungen insbesondere im Schwimmbad.

 

So haben wir zunächst durch Anschaffung eines Beatmungsmodelles (Gummipuppe) für HLW Übungen den ersten Grund beseitigt. Nach einigen Überlegungen und Recherchen liess sich unter Mithilfe unseres Vereinstrainers Carsten Mentzen durch Beschaffung eines Zodiak-Schlauchbootes auch die Möglichkeit für etwas ausgefallenere Übungen schaffen.

Die Trainingsstunde wurde in Form eines Rettungsparcours gestaltet, der alle möglichen Notfallsituationen in einzelnen Stationen beinhaltet. Nach sorgfältiger Planung und einem Testlauf durch die Übungsleiter des Vereines wurde am Trainingsabend ein Parcour mit 5 Stationen durchgeführt. Jede Station wurde von einem Übungsleiter oder Vereinstrainer beaufsichtigt und angeleitet.

Erste Station: Der Parcour startet mit einem Sprung vom 3 Meter-Sprungbrett. Die Flossen wurden vor dem Sprung angezogen, die Maske während des Sprunges in der Hand gehalten. Nach dem Sprung sollte die Maske unter Waser angelegt und mit ausgeblasener Maske aufgetaucht werden. Diese Übung sollte den spontanen Sprung ins Wasser beispielsweise vom Sonnendeck einen Bootes o.ä.  bei einer beobachteten Notsituation simulieren.

Zweite Station war das klassische Retten vom Grund mit anschliessendem Abschleppen über 50 Meter. Hier ist sowohl Ziehen, als auch Schieben möglich, Hauptsache, die Geschwindigkeit ist hoch. Kopf Überstrecken und sicherer Griff sind selbstverständlich.

Hier ist insbesondere zu bemerken, daß zum einen beim Retten ein einmal verlorener Atemregler des Verunfallten nicht wieder zurück in den Mund parktiziert wird. Hiermit sollte keine Zeit verschwendet werden. Beim Abschleppen gilt dann, daß keine Beatmung mehr während des Transportes durch den Schnorchel durchgeführt wird. In der Regel ist bei nicht vorhandener Atmung auch kein Kreislauf mehr vorhanden, so daß eine Beatmung nicht effektiv wäre und in erster Linie kostbare Zeit verloren geht.

An der dritten Station wird die Rettung in ein Schlauchboot geübt. Dies ist eine Übung, die relativ selten trainiert werden kann und einen hohen Schwierigkeitsgrad hat. Wichtig ist hier insbesondere eine gute Anleitung und eine zuverlässige Aufsicht.

Vorgehensweise: Die Hand des Opfers mit der Handfläche zum Boot auf die Bordwand legen, mit der eigenen Hand sichern und selbst über diese Hand mit Schwung ins Boot steigen. Dann Flossen aus (natürlich weiter die Hand des Verunfallten sichern), beide Hände greifen und das Opfer mit Schwung ins Boot ziehen.
Wichtig ist bei all diesen Übungen eine effektive und möglichst schnelle Durchführung. Nur so hat das Opfer gute Chancen. Der Erfolg einer Reanimation ist von einem schnellen Beginn der Massnahmen abhängig.

Die Erfolgsquote liegt:
nach 3 Minuten bei 75%
nach 4 Minuten bei 50%
nach 5 Minuten bei 25% und
nach 6 Minuten bei nur noch 8%!!

Die vierte Station trainiert den Transport des Opfers vom seichten Wasser an Land. Hierbei wurde das Schultern des Verunfallten geübt: Mit dem Rücken zum Opfer in die Knie gehen, linken Arm und linkes Bein greifen, Opfer quer über die Schulter ziehen, und aufrichten.
Dann schnellst möglich ans Ufer. Achtung: Nicht ausrutschen!
Eine Alternative ist der bekannte Rautek-Griff, der allerdings auf gekacheltem Schwimmbadboden oft zu Abschürfungungen an den Hacksen führt.

Die fünfte Station war dann die Herz-Lungen- Wiederbelebung, die unter Anleitung unseres Vereinsarztes Egbert Zingel durchgeführt wurde. Wichtig ist hier, schnellst möglich die Rettungskette einzuleiten. Hierbei sind Passanten oder andere Taucher am Ufer einzubeziehen, die bereits den Notruf unter 112 absetzen können, während die HLW bereits gestartet wird.
Die Vorgehensweise ist hier zunächst ein diagnostischer Block: Bewusstsein prüfen, Atemwege frei machen, Kopf überstrecken, Kinn anheben (meist setzt schon hier wieder Spontanatmung ein), Atmung prüfen, Kreislauf prüfen (maximal 10 Sekunden). Dann wird die eigentliche HLW durchgeführt.

Hier scheiden sich die Meinungen bezüglich der Durchführung. Abweichend von der aktuell gültigen Lehrmeinung des VDST lautet die aktuelle Empfehlung der Deutschen Ärztekammer generell Beatmung / Herzdruckmassage im Verhältnis 2:15 sowohl bei Einhelfer- als auch Zweihelfermethode. Die Herzdruckmassage muß mit einer Frequenz von 100/Minute durchgeführt werden. Wir sind hier der Empfehlung der Ärtzekammer gefolgt. Zu diesem Thema wird es noch einen separaten Beitrag unter Praxistipps/Medizin geben.
Insbesondere bei der HLW hat sich gezeigt, wie wichtig regelmässiges Üben ist.

Das gesamte Programm hat bei einer Teilnahme von 20 Personen ca. 60 Minuten gedauert. Von den Teilnehmern wurd das Training sehr positiv aufgenommen. Neben den nicht alltäglichen Übungen kam auch    der Spaß an der Sache nicht zu kurz, wobei einige Übungen doch mit einer gewissen Ernsthaftigkeit durchgeführt werden sollten.

Zukünftig werden wir ein solches Training mindestens zweimal jährlich durchführen.

Ein Bericht von Harald Meisner mit Fotos von Wolfgang Fiedler