Bestimmung der Gewässergüte anhand des Saprobienindex

Seminar „Gewässergüte Bestimmung anhand des Saprobienindex“ 28.09.2003

Am 28.09. fand der zweite Teil unseres Seminare zum Thema Ökosystem See mit 15 Teilnehmern statt, der wie gehabt von Markus Eßer durchgeführt wurde. Das Thema dieses Seminars war die Gewässergüteklasse Bestimmung anhand des Saprobienindex. Durch den Einsatz von Kalle Schulz konnten wir für dieses Seminar die Räumlichkeiten und Geräte der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule in Nievenheim (10 Minuten vom See) nutzen. Jeder Teilnehmer konnte hier einen eigenen Arbeitsplatz mit Binokular, Mikroskopierbesteck etc. nutzen, also selbst alle Proben sichten und auswerten. Hierfür noch einmal herzlichen Dank an Kalle und den Schulleiter Herrn Dr. Belke.

Das Seminar startete wie beim letzten Mal am See. Nach einer kurzen Einweisung bezüglich der Probenahme wurden jeweils 5 Dreiergruppen gebildet. 2 Taucher gingen zur Probenahme ins Wasser, der Dritte nahm als „Landmann/frau“ am Ufer die Proben entgegen. 

Es wurden jeweils 3 Proben genommen: Die erste Probe wurde in der Pflanzenzone oberhalb der Sprungschicht genommen. Hierzu wurde ein Sieb 5 mal durch das Kraut gezogen. Der Inhalt des Siebes wurde am Ufer in ein Probenglas überführt. Die zweite Probe wurde im Sediment oberhalb der Sprungschicht genommen. Das Sieb wurde hierzu 5 mal mit Sediment gefüllt und vorsichtig durchgesiebt. Der Rückstand wurde ebenfalls in ein Probenglas überführt. Als dritte Probe wurden 5 Steine oberhalb der Sprungschicht eingesammelt.

Nach der Probenahme fuhren die Teilnehmer in Fahrgemeinschaften zur Bertha-von-Suttner-Gesamtschule nach Nievenheim. Wie beschrieben, standen uns dort Arbeitsplätze mit Binokular, Nassbereich und einem Binokular mit Videokamera zur Verfügung. Von diesem Gerät konnten die interessantesten Objekte auf einem Fernseher dargestellt werden, so dass alle Teilnehmer diese gleichzeitig betrachten konnten. Also optimale Bedingungen. 
Nach dem Eintreffen gab es erst mal Kaffee und Kuchen, der von einigen Teilnehmern mitgebracht wurde. Insgesamt stimmte neben der fachlichen Seite auch die allgemeine Atmosphäre, so dass alle mit Spaß und Interesse dabei waren.

Einschub: Was ist nun eigentlich dieser Saprobienindex?
Nach der Stärke der Verschmutzung eines Gewässers kann man dessen Wasserbeschaffenheit  in Klassen einteilen. Da man ursprünglich für die Belastung die fäulnisfähigen organischen Substanzen heranzog, bezeichnet man diese Klassen als Saprobienklassen (grch. sapros=faulend, bios=lebend). Die Abstufungen entsprechen den Gewässergüteklassen I (unbelastet bis gering belastet) bis IV (übermäßig verschmutzt). Mit zunehmender Verschmutzung nimmt die Artenvielfalt der Lebewesen in einem Gewässer ab. Im Saprobienindex sind nun bestimmte Leit- oder Indikatororganismen festegelegt worden, die jeweils für eine bestimmte Gewässergüte typisch sind. Aus der Häufigkeit der Arten dieser Indikatororganismen lässt sich dann der Saprobienindex berechnen, der einer bestimmten Gewässer- güteklasse entspricht. 

Die erste Aufgabe war nun also, die Organismen aus den gesammelten Proben herauszusammeln. Das Sediment wurde auf Petrischalen mit Pinzetten durchsucht und die gefundenen Tiere in ein Sammelglas gegeben. Die Steine wurden ebenfalls gründlich abgesammelt.
Die gesammelten Organismen im finalen Sammelglas sind nun die Summe der Tiere aus allen 3 Proben. Alle Tiere dieses Sammelglases wurden anschließend an Hand der von Markus verteilten Unterlagen und Abbildungen bestimmt, den Leitorganismen zugeordnet, gezählt und auf einer Strichliste erfasst. Die interessantesten „Funde“ wurden per Kamera auf den Fernseher übertragen und konnten dort von allen Teilnehmern besichtigt werden.
Auch Lebewesen, die nicht im Index enthalten sind, wurden protokolliert.

Auf das Auszählen folgte die Berechnung des Saprobienindex. Hierzu wurden die gezählten Lebewesen zunächst Häufigkeitswerten wie folgt zugeordnet:

Häufigkeitswert 1 = 1-2 Tiere
Häufigkeitswert 2 = 3-10 Tiere
Häufigkeitswert 3 = 11-30 Tiere
Häufigkeitswert 4 = 31-60 Tiere
Häufigkeitswert 5 = 61-100 Tiere
Häufigkeitswert 6 = 101-150 Tiere

Die einzelnen Leitorganismen haben jeweils einen Saprobienindex „s„, den man einer Tabelle entnehmen kann. Z. B. Spitzschlammschnecke s=1,8, gemeiner Flohkrebs s=2, Wasserassel s=3 usw.

Weitere benötigte Begriffe:

Summe der Häufigkeitswerte = Gesamthäufigkeit
Häufigkeitswert
x Saprobienindex „s“ = Einzelsumme
Summe der Einzelsummen = Gesamtsumme

Die eigentliche Berechnung erfolgt nach folgender Formel:

Gesamtsumme : Gesamthäufigkeit = Sabrobienindex

Das Ergebnis: 
Jede einzelne Gruppe führte die Berechnung separat durch. Außerdem wurden die Gesamtwerte ermittelt und daraus ein Durchschnittswert gebildet. Die genauen Zahlen könnt ihr dem Foto rechts entnehmen (auf Klick vergrößerbar). 
Die Abweichungen zwischen den Einzelergebnissen war nur gering, so dass wir durchaus ein vorzeigbares und noch dazu erfreuliches Ergebnis erhielten, dass sich zudem noch mit den Ergebnissen des ersten Seminars und den Beobachtungen vieler Tauchgänge der letzten Jahre deckt.

Saprobienindex: 2,15 Wassergüteklasse II (mäßig belastet)

Diese Gewässergüteklasse wird in der Literatur im Detail wie folgt beschrieben:

ß-mesaprobe Stufe = Gewässergüteklasse II 
Die Lebensbedingungen sind für die meisten Lebewesen optimal. Es treten höhere Wasserpflanzen wie Schilfrohr, Seerosen, Laichkraut und Wasserpest auf. Schnecken, Muscheln, Rädertierchen, Kleinkrebse und Insektenlarven sind häufig vertreten. Der Sauerstoffhaushalt ist weitgehend ausgeglichen, so dass Oxidationsvorgänge überwiegen. Da auf Grund der stärkeren Produktion nicht alles, was produziert wird, auch mineralisiert werden kann, treten erste Schlammablagerungen auf.

Die entnommenen Proben, Steine, Sediment etc. wurden von Evelin und Kalle Schulz nach dem Seminar wieder mit zum See genommen und in ihre ursprüngliche Umgebung zurück gegeben. 
Alles in allem war dieses gelungene Seminar wieder eine runde Sache. Viele haben wieder ein Menge gelernt, neue Lebensformen kennen gelernt, auf die man beim „normalen“ tauchen sonst nicht trifft oder achtet. Das Ganze durch eigene Arbeit mit der Materie selbst zu „erfahren“, war für alle ein Erlebnis.
Da wieder längst nicht alle Interessenten teilnehmen konnten, wird es auf jeden Fall im nächsten Jahr eine Wiederholung geben.