Fossilien/Haizahn Expedition April 2004
Schon vor einiger Zeit ist unter einigen Hai-Enthusiasten die Liebe und Sammelleidenschaft für fossile Haizähne ausgebrochen, woran ich zugegebenermaßen durch meine diversen Megalodon Importe nicht ganz unschuldig bin.
Nach langen Recherchen und der Auswertung etlicher Insiderinformationen haben Kurt, Markus und ich uns dann für die Antwerpen Docks in Belgien als erstes Ausgrabungsziel entschieden.
Es gibt sicher schönere Ziele wie z. B. die Umgebung um Cadzand (Holland), die bekannt für das Vorkommen fossiler Haizähne ist. Doch die Umgebung um Antwerpen ist bekannt für sehr gut erhaltenes Material und man ist zwischen Industrieanlagen, Baustellen und übelriechenden Kanälen mit unbestimmtem Inhalt sowie einem idyllischen Kernkraftwerk im Hintergrund unter sich und kann ungestört nach Herzenslust graben. Wir hatten uns als Termin für den Karfreitag entschieden, der in Holland und Belgien kein Feiertag ist und waren dann auch allein am Ausgrabungsort. Zur Erklärung der geografischen Gegebenheiten:
Das ganze Gebiet an der Westerschelde rund um Antwerpen ist eine riesige Baustelle. Beim Aushub der Schelde wurden die tieferliegenden Erdschichten der Epochen Oligozän bis Miozän nach oben geholt und aufgeschüttet.
Im Klartext bedeutet das, dass alles, was sonst metertief unter der Erde liegt nun zum Teil in 10-80 cm Tiefe gefunden wird. So auch die Erdschichten, die die Überbleibsel der großen Meeresräuber der Urzeit enthalten, womit wir beim Thema wären. Wer dazu nähere Infos sucht, kann noch mal in meinen letzten Bericht zum Thema nachlesen. An diesem Fundort sind auch schon bis zu 10 cm große Zähne von Carcharocles megalodon gefunden worden, was den Ort natürlich umso interessanter macht. In Europa gibt es nur extrem wenige Fundorte, wo diese Zähne überhaupt gelegentlich gefunden werden. So wie wir den Ort vorgefunden haben, kann man zwar davon ausgehen, dass hier gelegentlich gegraben wird, es scheint aber doch mehr ein Geheimtipp zu sein, der sicher noch einige Schätze birgt.
Als Ausrüstung hatten wir uns für Spaten, Harken/Rechen und Spitzhacke entschieden, was sich allerdings im nachhinein nicht als optimal erwiesen hat. Die Bodenschichten sind relativ weich, was die Spitzhacke überflüssig macht. Da die interessanten Sedimentschichten eher feucht und pappig sind, ist die Harkentechnik nicht optimal und wir werden beim nächsten Mal auf Siebe umsteigen. Nach dem wir uns nach ersten Vorversuchen für einen systematischen Aushub schichtweise an einer festen Stelle entschieden hatten, wurden wir auch recht bald nach Aushub einiger Kubikmeter Erde fündig.
Auf Grund der fehlenden Siebe, sind wir den ganzen Aushub mit den Händen durchgegangen, so dass uns sicher die eine oder andere „Beute“ durch die Finger geschlüpft ist. Insbesondere kleinere Zähne von Hexanchus gigas (Sechskiemenhai) haben wir mehr zufällig gefunden. Bei der systematischen Suche sind wir in der Hauptsache auf Zähne der frühen Makohaie (Isurus hastalis und desori) in schöner Erhaltung, wunderbarer Färbung und Größen um 3-5 cm gestoßen (s. Foto). Außerdem bemerkenswert sind die Funde von kompletten versteinerten Muscheln und teils recht großen und schweren Fragmenten von Walknochen. Zwischen Phosphoritknollen kommen eine ganze Menge teils undefinierbarer Fragmente zu Tage, deren genaue Auswertung sicher auch noch interessantes hervorbringen könnte.
Es ist noch zu bemerken, dass man den Gedanken an einen Tauchgang in der Schelde dort besser verwerfen sollte. Wir hatten auch zunächst überlegt, eventuell mal einen Erkundungstauchgang zu machen. Die Westerschelde ist jedoch eine vielbefahrene Schiffahrtsstraße, die praktisch nur aus Fahrrinne besteht und erinnert eine wenig an den Rhein, auch was die Klarheit des Wassers angeht.
Alles in allem muss man sagen, eine gelungene Expedition, die trotz suboptimaler Ausrüstung mit einer Ausbeute von um 10 teils sehr schön erhaltenen fossilen Zähnen und diverser anderer fossiler Funde wirklich gelohnt hat. Es geht nichts über selbst gefunden Fossilien und es wird nicht unserer letzte Expedition in die Vergangenheit unser Meere gewesen sein.
Ein Bericht von Harald Meisner