St. Johns 2002

The Deep Deep South

Tauchsafari auf der „Coral Princess“ im südlichen Roten Meer im
Nov.-Dez. 2002

Ein Bericht von Bernd Wortmann

Was waren das noch für Zeiten, als wir hier morgens um 6.00 Uhr los flogen und nachmittags um 15 Uhr Ortszeit in Ägypten schon bei den Fischchen waren.

Jetzt ist alles anders: mit Verspätung geht´s in Düsseldorf los, eine Stunde später Landung in München. Schlange stehen beim Aussteigen, durch die Gänge irren, am richtigen Schalter Schlange stehen zum einchecken (dort haben 200 Leute immerhin 10 m Platz zwischen Schalter und Duty Free Shop), vorher noch schnell zum Klo (vier Treppen runter in den Keller, Schlange stehen mit den anderen 100 die auch müssen und warten, das eine von den zwei Porzellanschüsseln frei wird), dann Schlange stehen beim Boarding und dann eine Stunde im Flieger warten, bis das der Pilot erklärt, er habe die „Papiere“ vergessen und einer hätte sie im Büro holen müssen, das dann aber abgeschlossen gewesen wäre, weshalb der Bote wieder zum Flieger zurück musste, um den Schlüssel zu holen, aber jetzt sei ja alles wieder gut und man könne jetzt abheben
Schlau wie ich bin, saß ich am Notausstieg, der bei der Boeing aber anscheinend nicht richtig dicht zu kriegen ist, so dass sich im Laufe des Fluges an Tür und Fenster Eiskristalle bildeten. Bei diesen Kristallen muss es sich um einen höchst infektiösen Virus handeln, denn gegen Ende des Fluges waren auch meine Unterschenkel davon befallen.
Glücklich in Marsa Alam gelandet (der Flughafen liegt 70 km südlich von El Quisier) ging´s direkt mit dem Mini-Bus weiter Richtung Süden (150 km) an Marsa Alam vorbei (ab hier endlich kein Handyempfang mehr) bis nach Hamata (Ras Qulan). Hamata ist eigentlich kein Ort, lediglich Infrastruktur (Treibstofflager, Frischwasser etc.) für die hier liegenden 7 Safari-Boote befindet sich an Land, hat aber noch aus englischen Kolonialzeiten eine Art Damm, der sogar mit unserem Bus zu befahren war und sich „Steg von Hamata“ nennt. Dort sind wir dann in ein Zodiak umgestiegen, um zur „Coral Princess“ über zu setzen. An Bord sind wir vom Kapitän und von Wilma, unserer holländischen Tauchführerin, herzlich in Empfang genommen worden.

Wilma erklärte uns, dass im Sommer 5-mal täglich getaucht wird („Die Jungs müssen müde werden!“), jetzt im Winter wegen der geringeren Tageslänge nur 4-mal, aber trotzdem sei um 5.30 Uhr Wecken. Early morning dive am Steilriff, dann Frühstück, dann Steilriff, dann Korallengarten um die Mittagszeit, dann Mittagsessen, dann Relaxen, dann night-dive. Perfekt.
Unsere Bedenken, wir könnten vielleicht wegen schwerer See nicht zu den St. Johns Riffen fahren, lösten sich im Laufe der Safari in Wohlgefallen auf, und am Ende des Törns verriet Wilma, dass auch sie so spät im Jahr ihre Zweifel hatte, dass diese Woche aber die Windstillste des ganzen Jahres war.
Weil es so schön windstill war, konnten wir die Habilis betauchen, Riffe, deren Riffdach weit unter der Oberfläche liegen und deshalb keinen Wind- und Wellenschutz für das Boot bieten. Unter Wasser aber war die Beschaulichkeit und Ruhe wie weg geblasen, was heißt: Weichkorallen und Haie (obligatorische Bestandteile einer jeden guten ägyptischen Fischsuppe).
So konnten wir in jener Woche die unberührtesten Riffe von der unberührten St. Johns Riffplatte betauchen. Dank der nahezu perfekten Organisation des Tauchbetriebes war zu keiner Zeit Hektik, Chaos und Stress fest zu stellen.

 

 

Es bleibt folgendes festzuhalten:

  1. Mit Condor und Umsteigen und Eisbeinchen (auf´em Rückflug saß ich nicht am Notausstieg sondern bei den Rauchern) werde ich nicht mehr fliegen. Ein Flug ab Düsseldorf non-stop bis Hurghada und 4 h Bustransfer bis Hamata ist stressfreier.
  2. Extratour hat faire Preise und guten Service.
  3. Die „Coral Princess“ ist ein überholungsbedürftiges Boot, über das aber dank perfekter Organisation, sehr guter Verpflegung und kostenloser Getränke (außer Bier) gerne hinweggesehen wird.
  4. Wer die Habilis in St. Johns betaucht, taucht an nahezu virginalen Spitzentauchplätzen mit vielen großen, scheuen Fischen.
  5. Wilma ist die wahrscheinlich beste Tauchführerin im Roten Meer.
  6. Ich war nicht zum letzten Mal im deep, deep south.

Filme: Fuji Superia x-tra 400 ASA
Kamera: Sea&Sea MX 5 mit close-up lense
Blitz: Sea&Sea YS 30 TTL Duo (Dank an Rainer!)

Meer gib´s bei: Bernd.wortmann@web.de