Tropen ohne Tränen
Besonders für Tauchneulinge, die gerade Ihre Ausbildung abgeschlossen haben, steht bald der erste Tauchurlaub an. Meist ein Urlaub in die Tropen, meist der erste Urlaub in die Tropen und in tropische Gewässer. Nach wie vor ist das Rote Meer schnell erreichbar und ein sehr erschwingliches Tauchreiseziel, das eine Menge zu bieten hat, allerdings auch die volle Palette der möglichen Probleme eines exotischen Reisezieles mit sich bringen kann. Zu diesem Zweck haben wir in den vergangenen Jahren bei Bedarf ein kurzes Seminar als Hilfestellung für den Urlaub in den Tropen abgehalten. Dieses wird hier im wesentlichen wiedergegeben. Ihr werdet hier ein ganze Reihe von wertvollen echten Praxistipps finden, die teilweise in keinem Buch zu finden sind. Sie stammen aus vielen erlebten Urlauben erfahrener Vereinskollegen und sind allesamt praktisch erprobt und für gut befunden.
Vor Antritt der Reise:
Schutzimpfungen oder Prophylaxe erfragen beim Reiseveranstalter oder im Tropeninstitut der Uni Düsseldorf, z.B. Gelbfieber, Cholera, Typhus.
Beim Centrum für Reisemedizin (s. unten) kann man für kleines Geld einen Infobrief für das gewählte Reiseland bestellen, der neben Impfinformationen auch noch viele anderer nützliche und wichtige Informationen zur Verbreitung von Krankheiten und anderen Risiken der Urlaubsregion enthält.
In jedem Fall darauf achten, daß ausreichender Schutz gegen Polio und Tetanus besteht!
Reiseapotheke: Durchfallmittel, z.B. Immodium, Kohletabletten, starkes Schmerzmittel, Wunddesinfektionsmittel, Sprühpflaster, Verbandszeug, Pinzette, Antihistamin-Gel gegen Juckreiz und bei Sonnenbrand, sowie Ohrentropfen.
Ausserdem:
Insektenabwehr, am besten auf Basis aetherischer Öle (Bioladen), Moskitonetz, starker Sonnenschutz.
Insbesondere Sprühpflaster, und eine spitze Uhrmacher Pinzette haben mir oft gute Dienste erwiesen:
Kleinere Schnitt- oder Schürfwunden, die sonst völlig unproblematisch sind, heilen bei häufigem Kontakt mit Salzwasser sehr schlecht und entzünden sich leicht. Nach Antrocknen der Wunde sollte hier sofort in mehreren dünnen Schichten Sprühpflaster aufgesprüht werden. Die Wunden heilen erstaunlich schnell ohne jede Entzündung, da das Sprühpflaster neben der wasserfesten Versiegelung der Wunde auch desinfizierend wirkt. Üblicherweise benutze ich sonst Sprühpflaster wegen der enthaltenen Lösungsmittel fast nie. Im Urlaub hat es mir jedoch schon manchen Tauchgang gerettet.
Bei Verletzungen durch Seeigel-Stachel hilft praktisch nur oben genannte Uhrmacherpinzette. Hiermit lassen sich die Stachel rückstandslos entfernen. Sollten dennoch kleinerer Reste in der Haut verblieben sein, so lassen sich diese mit einem Wattebausch, der mit Zitronensaft oder Essig getränkt ist, aus der Haut lösen.
Am Urlaubsort:
Essen: Nur Speisen verzehren, die frisch gekocht und noch heiß sind! Vorsicht bei: rohem, ungekochten Gemüse oder Salat (Wurmeier, Amöben etc.), nicht schälbarem Obst, Eiern oder eihaltigen Lebensmitteln (Salmonellen) und Speiseeis!
Pauschal gilt: peel it, boil it or forget it!
Getränke: Kohlensäurehaltige Getränke, die am Tisch geöffnet werden sind meist unbedenklich. Vorsicht bei Eiswürfeln! Kein Leitungswasser trinken. Überall in den Tropen gibt es stilles Mineralwasser in Kunststoffflaschen z.B. Vitell. Hier sollte man auf den Originalitätsverschluß achten.
Selbst zum Zähneputzen am besten Wasser aus der Flasche verwenden oder aufbereitetes Leitungswasser (Aquapur Tabletten oder Tropfen). Absolut wichtig: Speziell für Taucher gilt es, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Neben der Hitze sorgt auch die sehr trockene Luft in den Tauchgeräten für einen starken Flüssigkeitsverlust (Dehydratation). Dies wiederum fördert durch eine Verdickung des Blutes Dekounfälle! Also Trinken, Trinken, Trinken! Auch wenn man kein Durstgefühl empfindet, sollte man soviel Wasser trinken wie möglich, idealerweise mindestens ca. 3 l pro Tag.
Strand und Sonne:
Vorsicht bei Sonnenschutzmitteln mit PEG-haltigen Emulgatoren (Mallorca-Akne)! Empfehlenswert sind hier meist Naturkosmetik-Produkte, oder Sonnenschutzmittel, deren Schutzfaktor auf mit mineralischen Pigmenten (Zinkoxid, Titandioxid) basiert. Deklaration beachten!
Parfüms und Deos können bei Sonneneinwirkung zu langanhaltenden Verfärbungen der Haut führen!
Strände, an denen Hunde und Katzen gesichtet wurden, meiden (Infektion mit Hakenwürmern).
Am Strand und auf den beliebten Korbflechtstühlen immer Badetuch unterlegen (Sandflöhe, Wanzen).
Vorsicht bei schattigen Plätzchen unter tropischen Pflanzen. Besonders herabtropfendes Pflanzensekret von Mangroven kann die Haut stark reizen.
Tümpel, langsame Fließgewässer und besonders den Nil meiden (Bilharziose)!
Besonderheiten beim Tauchen:
Strömungstauchen:
Grundsätzlich Strömungstauchgänge sorgfältig planen. Erhöhten Luftverbrauch einkalkulieren. Am Ankerseil abtauchen. Gegen die Oberflächenströmung tauchen, mit der Strömung zurück zum Ausgangsort. Kleine Gruppen, dicht zusammenbleiben!
Tauchen vom nicht geankerten Boot:
Bequeme aber nicht risikolose Art zu tauchen, die z. B. auf den Malediven fast ausschliesslich praktiziert wird. D. h. Man taucht nicht zurück zum Boot, sondern taucht einfach an Ort und Stelle auf, wenn die Druckluft zur Neige geht und wird dann an der Oberfläche vom Boot aufgenommen. Der Nachteil liegt klar auf der Hand: Bei mehreren Gruppen kann es durchaus sein, daß das Boot hundert Meter oder mehr entfernt ist, oder sich ganz außer Sichtweite befindet. Das ist dann mit einer unangenehmen Wartezeit verbunden und macht insbesondere bei Strömung ein ziemlich ungutes Gefühl.
Generell gilt hier: Nur in Gruppen auftauchen. Nicht gegen die Strömung anschwimmen. Unbedingt entsprechende Signalmittel mitführen: Boje, Blitzlampe, Nicosignal, Signalpfeife. Hier wird vielen Tauchern zum ersten Mal klar, warum ein Jacket signalfarben sein sollte.
Der Transport eines Nicosignales ist offiziell in Flugzeugen verboten. Ich hatte bisher allerdings nie Probleme. Das Griffstück mit dem Schlagbolzen habe ich im normalen Reisegepäck verstaut. Den Kopf mit den Leuchtsätzen habe ich gut verpackt in einem geschlossenen Beutel im Handgepäck transportiert. Ich bin bisher auf keiner Reise diesbezüglich auf Probleme gestoßen.
Gefährliche Meerestiere beachten:
Hiermit ist natürlich nicht der links abgebildete Fisch gemeint. Diese mittlerweile recht seltene Begegnung unter Wasser ist eher ein Highlight für jeden Taucher, als eine Gefahr oder Bedrohung. Zwar sollte man auch hier bedachtes Verhalten an den Tag legen und vor der Reise das eine oder andere Buch über Haie gelesen haben oder an einem Shark Awareness Kurs teilgenommen haben.
Die Gefahren liegen jedoch viel mehr im Kleinen und begegnen uns in den tropischgen Gewässern viel häufiger als dieser große, scheue Jäger der Weltmeere.
Die größten Gefahren insbesondere für den unerfahrenen Taucher und Schnorchler gehen von meist unauffälligen und teils eher unscheinbaren Meeresbewohnern aus. Hier sind insbesondere zu nennen:
Viele Quallenarten wie die Würfelqualle und die Portugiesische Galeere, Feuerkorallen, Konusschnecken, Stachelrochen und Skorpionfische. Die ersten drei können mit Ihren starken Nesselgiften über starke Hautverletzungen und absterbendes Gewebe bis hin zum Tod durch Herzstillstand führen. Die letzten drei, insbesondere die hübsch anzuschauende Konusschnecke glänzen durch Ihre starken Nervengifte.
Generell nichts unbekanntes anfassen! Am besten garnichts berühren.
Links herzu:
Nach dem Tauchen:
Gehörgangsentzündung: Weit verbreitete Ursache für das vorzeitige Ende eines Tauchurlaubs besonders in den Tropen. Erstes Anzeichen ist ein leichter Juckreiz im Gehörgang.
Ursachen: Mangel an Süßwasser zum Waschen und Duschen, Freischwimmende Korallenpolypen und anderes Plankton in tropischen Meeren.
Vorbeugung: Vor dem Tauchgang Gehörgänge leicht einfetten z.B. mit Vaseline, Olivenöl oder einem anderen wasserfesten Öl.
Nach dem Tauchgang Ohren mit einer speziellen Essiglösung gut spülen! Behandlung ist nur mit antibiotischen Ohrentropfen möglich. Tauchen ist nicht mehr möglich!
Das Rezept für eine Ohrenspülung findet man im „Ehm“ und die Zutaten gibt es in der Apotheke. Die Spülung am besten in eine Plastikflasche mit Spritzeinsatz füllen. Dieses Mittel ist auch hervorragend zur Behandlung der Haut nach Kontakt mit Nesseltieren (Quallen, Feuerkorallen etc.) geeignet. Bei einem Urlaub auf den Malediven hatte Kurt einen schmerzhaften Kontakt mit einer Würfelqualle. Die Haut war sofort stark gerötet. Nach sofortiger Behandlung mit der Essiglösung verschwand die Rötung und es kam zu keinerlei Nachwirkungen.
Literaturhinweise und wichtige Telefonnummern:
Bücher zum Thema:
Reisen in ferne Länder, Dr. med. Kretschmer/Kaiser, TRIAS Thieme Hippokrates
Gesund in die Tropen, Junghans/Braendli, Hans Huber Verlag
Mit Kindern in die Tropen, Huss, Kilian Verlag
Gift-Tiere, Habermehl, Springer Verlag
Adressen, Links, Telefonnummern:
Centrum für Reisemedizin Düsseldorf: 0211-90429-0
Tropenambulanz Uni Düsseldorf: 0211-81-17031
Tipps zur Reiseapotheke bei Reisen mit Hund
Praxistipps von Harald Meisner & Friends