Seminar „Ökosystem See“ 23.08.2003
Am 23.08. fand unser erstes Seminar zum Thema „Ökosystem See“ statt, das von Markus Eßer organisiert und ausgerichtet wurde. Die meisten werden Markus schon kennen gelernt haben. Für alle anderen hier noch ein paar kurze Infos zu seiner Person. Markus ist Forschungstaucher, Diplom Biologe und hat in Rostock Meeresbiologie studiert. Zur Zeit arbeitet er auf dem Hausboot (Ökologisches Rheinlabor) der Uni Köln an seiner Doktorarbeit. Da lag es natürlich auf der Hand, zusammen mit Markus ein Seminar anzubieten, zumal schon seit dem letzten Jahr großes Interesse speziell zur Ökologie in unserem See besteht. So war nach der Ausschreibung auch recht schnell die Teilnehmerliste mit 20 Personen gefüllt.
Um 9.00 Uhr morgens ging es dann Am Blankenwasser zur Sache. Markus begann mit einer kurzen theoretischen Einweisung zum Tagesablauf und speziell zur Probenahmen und den dazu nötigen Geräten. Großes Interesse weckte ein von Markus entwickeltes Geräte zur Probenahmen von Biofilmen auf harten Untergründen wie Steinen, das auch zum Einsatz kommen sollte. Anschließend wurden die Tauchgruppen zu Probenahme eingeteilt. Folgende Proben sollten zur späteren Untersuchung genommen werden:
– Wasserprobe „organisches Material“ unterhalb der Sprungschicht
– Wasserprobe „organisches Material“ oberhalb der Sprungschicht
– Biofilm von drei Steinen
– Pflanzenprobe aus dem Flachwasserbereich
– Sedimentprobe oberhalb der Sprungschicht
– Sedimentprobe unterhalb der Sprungschicht
In beiden Wasserproben sollte zusätzlich die Sauerstoffsättigung gemessen werden.
Nach und nach kamen die Tauchgruppen mit den Proben zurück, die zum Teil sofort aufgearbeitet wurden.
Die Sedimentproben wurden nach ausgiebiger Besichtigung dann über Siebe mit abnehmender Maschenweite fraktioniert. Es wurden also alle Sedimentbestandteile nach ihrer Korngröße ausgesiebt, getrennt und die einzelnen Fraktionen in Probenbehälter abgefüllt. Hier wurde den ersten Teilnehmern angesichts der schwarzen Faulschlamm-Spritzer auf der hellen Bluse bereits klar, was echte Forschungsarbeit bedeutet 😉
Bei den Wasserproben wurde zunächst die Sauerstoffsättigung gemessen. Diese betrug oberhalb der Sprungschicht ca. 95% und unterhalb der Sprungschicht immer noch beachtliche 80%.
Die Proben wurden dann beschriftet und zum Transport in Kühltaschen gelagert.
Nach der Probenahme ging es dann in Fahrgemeinschaften zur Uni Köln, wo nach einer kurzen Mittagspause der theoretische Teil des Seminars stattfand. Für viele kamen auf den harten Hörsaalsitzen wieder uralte Erinnerungen auf.
Markus hatte einen sehr interessanten und schön bebilderten Vortrag vorbereitet, in dem zunächst die ökologischen Grundbegriffe erläutert wurden. Dann ging er ausführlich auf Gewässer, den Gewässerkreislauf die verschiedenen Zonen in Gewässern sowie deren Besonderheiten und Stoffkreisläufe ein. Neben den großen und kleinen Seebewohnern kamen dann natürlich auch noch Ökologie und Maßnahmen zum Schutz von Gewässern zur Sprache.
Nach dem Vortrag ging es dann weiter zum Ökologischen Rheinlabor der Uni Köln, das sich auf einem riesigen Hausboot am Rheinufer befindet. Markus machte mit uns einen ausgiebigen Rundgang über das gesamte Schiff. Im unteren Deck befindet sich das Bootshaus der Uni-Ruderer und eine begehbare Plattform, auf der es mehrere Kanäle gibt, die von Rheinwasser durchströmt werden und die verschiedene Versuchsaufbauten für Forschungsprojekte beinhalten. Vom unteren Deck wird auch Rheinwasser mit 2 großen Pumpen in den oberen Teil des Schiffes gepumpt, wo es große Plexiglasrinnen durchströmt, in denen ebenfalls Versuche stattfinden. Im Oberen Deck befinden sich auch die Labore und die Wohnung des Schiffsmeisters, der ständig anwesend sein muss, da das Schiff in der Fahrrinne liegt.
Die Labore sind mit modernsten Binokularen und Phasenkontrastmikroskopen (besonders gut geeignet für die Beobachtung ungefärbter, lebender Objekte) ausgerüstet, die über Film- und Fotoaufsätze verfügen. So stand uns für die Untersuchung der Proben professionelles Equipment zur Verfügung.
Unter Markus fachkundiger Anleitung durfte dann jeder die interessantesten Kleinst-Bewohner unseres Sees besichtigen.
Gefunden (oder nicht gefunden) wurden im einzelnen:
Wasserprobe „organisches Material“ unterhalb der Sprungschicht:
– vereinzelt Kokken (kugelförmige Bakterien), generell geringe Bakteriendichte
– keine Flagellaten (Geißeltierchen)
– vereinzelt Ciliaten (Wimpertierchen)
– Keine Kieselalgen
Wasserprobe „organisches Material“ oberhalb der Sprungschicht:
– vereinzelt Kokken (kugelförmige Bakterien), generell geringe bakteriendichte
– vereinzelt Ciliaten (Wimpertierchen)
– Keine Kieselalgen
Dies, sowie die Werte der Sauerstoffsättigung bestätigt die Vermutung einer geringen Gewässerbelastung, wie sie auch schon auf Grund der makroskopischen Beobachtungen bei diversen Tauchgängen vermutet wurde.
Biofilm von drei Steinen:
– vereinzelt Kieselalgen
– Stäbchenbakterien
– Nematoden (Rundwürmer)
– Muschelkrebse (Ostracoda)
– Ruderfußkrebse (Copepoden)
Pflanzenproben:
– Nematoden
– Krebslarven
– Flagellaten, nur photosynthese-aktive, was ebenfalls für die Gewässergüte spricht
– Kieselalgen
– Sonnentierchen
– Wassermilben
– Rädertierchen
Sediment:
– Kieselalgen
– Kolonien grüner Algen: durchbrochenes Zackenrädchen
– photosynthese-aktive Flagellaten
Hier noch ein paar Fotos einiger ausgewählter Vertreter:
Muschelkrebs
Ruderfüßler
Dreissena (Dreieck- oder Wandermuschel)
Fadenwurm
Jaera (Wasserassel)
Kieselalge
Gegen 19.00 Uhr waren die Proben durchgesehen und jeder Teilnehmer nahm einiges an neuem Wissen mit nach Hause. Da bei weitem nicht alle Interessenten an diesem Seminar teilnehmen konnten, wird es im nächsten Frühjahr ein weiteres Seminar geben. Zunächst wird jedoch in einem zweiten Teil dieses Seminars Ende September die Bestimmung der Gewässergüte an Hand des Saprobienindex vertieft werden. Ein Bericht hierzu wird folgen.