Bohol Philippinen 1999
Eine Insel im Pazifik 10 Grad über dem Äquator, fast noch unberührt vom Tourismus, ein kleines Paradies…
Gibt es so etwas tatsächlich noch, eine 2- wöchige Reise in ein fernes Paradies zum Preis von 2 Wochen Ägypten?? Dies waren meine erste Fragen als für die Weihnachtsfeier unseres Tauchvereines mit diesen Worten ein Diavortrag angekündigt wurde. Diavorträge sind eh nicht besonders spannend, also schauen wir mal. Dies waren wohl die ersten Reaktionen der meisten Mitglieder auf diese Ankündigung. Aber dann war es doch ganz anders als erwartet. Selten war ein Diavortrag so professionell und hat soviel Interesse geweckt. Markus Hohmann, der deutsche Kontaktmann vom Bituon-Beach-Ressort stand nach dem Vortrag noch für etliche Fragen bereitwillig und kompetent zur Verfügung. Und kaum 3 Monate später waren wir dann dort: Bituon-Beach (der Sternen Strand), Insel Bohol, Philippinen. Zugegeben, die Anreise ist recht anstrengend. Zuerst ca. 14 Stunden Flug, mit Zwischenlandung und einigen Stunden Wartezeit in Manila, dann 2 Stunden mit der Fähre von Cebu nach Bohol und dann noch mal 2 Stündchen mit einem klimatisierten Kleinbus über die wohl holprigste „Strasse“ der Welt. Endlich mitten in der Nacht angekommen, fallen wir nach einem sehr herzlichen Empfang und einem leckeren Essen todmüde ins Bett!! Der erste Morgen, der erste Blick aus dem Bungalow entschädigt für alles! Die lange Anreise ist vergessen. Es ist ein Paradies! Die Insel ist wirklich fast touristisches Neuland. Kein einziges Hotel weit und breit. Kein Massentourismus, das gibt es tatsächlich. Man wohnt in wunderhübschen kleinen, gemütlichen Bungalows, die im landesüblichen Stil gebaut sind. Die Betreuung ist sehr individuell. Es sind maximal 20-25 Gäste in der kleinen Anlage.
Das Essen wird im Restaurant mit Meerblick eingenommen, wobei alle Menüwünsche gerne entgegen genommen werden.
Der Blick auf die Bucht von Guindulman ist einfach traumhaft. Das englischsprachige Personal ist unglaublich freundlich und zuvorkommend. Hier ist man tatsächlich noch „Gast“. Das Essen wird aus frischen Zutaten zubereitet und ist einfach immer reichhaltig und absolut lecker. Die Nebenkosten für Getränke sind erfreulich gering. Die Anlage liegt an einem Hang direkt oberhalb des Strandes. Inmitten von Palmen und tropischen Pflanzen liegen die Bungalows. Das Zentrum der Anlage bildet das Restaurant. Direkt nebenan befindet sich die PADI Tauchbasis unter deutscher Leitung.
Das Equipment ist in tadellosem Zustand. Es stehen Leihausrüstungen zur Verfügung und diverse PADI Kurse werden auch angeboten. Getaucht wird am Hausriff, das von der Hotelanlage über eine Steintreppe erreicht wird. Wem der Transport des Gerätes auf diese Weise zu beschwerlich ist, dem wird die Ausrüstung auch unten am Wasser bereitgestellt. Tauchgänge sind auch per Boot an den benachbarten Riffabschnitten möglich. Mittlerweile steht auch ein grösseres Boot für Tagesfahrten zur Verfügung. Die Tauchgründe sind typisch für den Pazifik vor den Philippinen. Wunderschöne Korallen und eine unglaublich grosse Artenvielfalt, die hier allerdings im Kleinen liegt. Ich habe nie zuvor so viele verschiedene Nacktschnecken in allen Farben und Grössen gesehen, ein Eldorado für Makrofotografen. Auch Seeschlangen begegnen einem bei fast jedem Tauchgang. Wer unbedingt Grossfische sehen muss, ist hier allerdings fehl am Platz.
Leider muss ein kleines Land wie die Philippinen mit Millionen von Einwohner auf einer relativ kleinen Fläche sich fast ausschliesslich aus dem Meer ernähren.
Durch die intensive Befischung über Jahrzehnte sind die Bestände an Grossfischen sehr gering geworden. Aber dafür findet man unberührte Korallenriffe vor, die an Vielfalt und Farbe Ihresgleichen suchen. Ausserdem hat die Insel noch sehr viele andere Dinge zu bieten. Eine Motorradfahrt über die Insel ist ein einmaliges Erlebnis. Man kommt durch kleine verschlafene Örtchen mitten im Dschungel, in denen der Tourist, die „Langnase“, noch wie ein seltener Exot bestaunt wird. Auch hier begeistert die unglaubliche Freundlichkeit und Natürlichkeit der Menschen, die dort leben und die Ursprünglichkeit der Natur, die man vorfindet. Vom Ressort werden auch Touren über die Insel im klassischen Jeepney (eine Mischung aus Bus und Jeep) angeboten. Neben der Besichtigung des kleinsten Affen der Welt (der nur hier vorkommt) stehen tolle Wasserfälle mit Bademöglichkeit und die geheimnisvollen Chocolate Hills auf dem Programm.
Ein Ausflug in die Inselhauptstadt Tagbilaran ist ebenfalls eine Muss. Auch hier trifft man im Laufe eines Nachmittages höchstens auf 3-4 Touristen. Ein Einkaufsbummel ist hier absolut lohnend. Es gibt sehr schöne Holzschnitzereien
und andere landestypische Dinge zu Preisen, die für den Europäer fast nicht nachvollziehbar sind. So kann man beispielsweise bei „Chicken Joe“ für umgerechnet 3 DM eine gute Portion Chicken mit Reis, einmal Chop Sui und ein Getränk zu sich nehmen. Und das alles bei freundlicher und sehr zuvorkommender Bedienung. Ähnlich sind auch die Preise für Ausflüge und Motorradverleih und insbesondere für die massgeschneiderten Jeans, die ein netter Schneider, der wöchentlich ins Ressort kommt, anmisst.
Alle in allem ist Bohol ein Reiseziel, für jeden, der den individuellen Urlaub sucht, die Schönheit der Natur und die Gastfreundlichkeit der Menschen schätzt!
Ein Bericht von Harald Meisner