Reisebericht Tauchen und Wracktauchen St. Tropez

Wracktauchen in St. TropezDie «Rubis» und andere versunkene Schiffe: 
Wracktauchen in St. Tropez

Ein Bericht von Daniel Reymann

Wenn man sich einen luxuriösen Campingurlaub auf den Osterinseln vorstellt, so ist man in der Strandhüttensiedlung «Kon Tiki» am Strand von Pampelonne genau richtig. Von einfachen Bungalows bis hin zu den Strandhütten mit Meeresblick ist für jeden was dabei. Aber der größte Vorteil ist, daß sich die Tauchbasis «European Diving» von Alex Vogl direkt auf dem Gelände befindet. 

Für eine Woche im September haben wir uns hier einquartiert und eine schöne, spätsommerliche Côte d’Azur erlebt. Das Essen mit Blick aufs Meer, besonders aber das Frühstück inklusive Sonnenaufgang schmeckt doch besonders gut . Aber wir waren ja zum Tauchen dort.

Wracktauchen in St. Tropez

Die Wracks:

Die 56m lange «Espignole» war ein Torpedoschnellboot, sie liegt seit 1903 auf 39 m Tiefe. Der Bug und die Schiffsmitte sind recht gut erhalten. An anderen Stellen sind nur noch die Spanten vorhanden, die wie Teile eines riesigen Gerippes erscheinen. Sehr eindrucksvoll ist der mächtige Dampfkessel mit seinen vielen Rohrleitungen, die sich wie lebendige Adern überall herumschlängeln. 

Wracktauchen in St. Tropez

Die «Prophète» ist einer der ersten Handelsdampfer gewesen, der mit Propellerantrieb statt den damals üblichen Radschaufeln ausgestattet wurde. Sie war im Pendelverkehr zwischen Südfrankreich und Algerien eingesetzt und sank 1860 während eines Sturmes vor Cap Lardier. Vom 42m langen Schiff auf 34 m Tiefe sind nur noch die Bordwände sowie Teile der Decksaufbauten zu erkennen. Am Bug erahnt man die Reste von Winschen und anderen Schiffsteilen. 

Wracktauchen in St. Tropez
Am eindrucksvollsten hier ist auf jeden Fall besonders der Dampfkessel mit dem riesigen, 5m hohen Schwungrad, das von Schwärmen kleinerer Fische umsäumt wurde. Auch hier ist wie selbstverständlich eine gelbgepunktete Wrackmuräne zuhause.

Wracktauchen in St. Tropez

Der 76m lange Lastensegler, der direkt vor Cap Camarat im flachen Wasser (5-18 m) liegt, hieß «Le Tell».

Wracktauchen in St. Tropez

Von einem starken Ostwind wurde das Schiff 1913 auf die Untiefen gedrückt und sank. Die einstige Ladung aus Zementsäcken liegt überall auf dem Meeresgrund herum und diese weißen Kissen dienen nun jungen Mönchsfischen als Kinderstube. Die Strömung an der «Le Tell» war recht stark, dies machte das Tauchen hier etwas mühsam, aber mit Strömung muss am Mittelmeer immer gerechnet werden.

Wracktauchen in St. Tropez

Die «Rubis»: Das U-Bootwrack schlechthin
Die «Rubis» wurde 1933 von der französischen Marine in Dienst gestellt und im 2. Weltkrieg als Minenleger eingesetzt.

Wracktauchen in St. Tropez

Ihr Schicksal verschlug sie 1940 nach England, von wo aus sie als erstes Boot des freien Frankreich diente und so manchen Einsatz absolvierte. Im Jahr 1958 wurde sie schließlich ehrenvoll versenkt statt simpel abgewrackt zu werden. Doch auch danach diente sie in der Marine und zwar als Sonar-Übungsziel, bevor sie dann endlich freigegeben und von Tauchern entdeckt wurde. Mit ihrer Länge von 42m liegt sie in einer Tiefe von 36 m, der Kiel auf etwa 40m. Sieht man Turm, Periskopturm und natürlich den „Wintergarten“, weiß man spätestens jetzt, dass man es mit einem U-Boot zu tun hat. Unter den Resten der Decksverkleidung sind die großen Preßlufttanks gut zu erkennen, überhaupt ist das Boot recht gut erhalten. Riesige Schwärme von Sardes und andere Fische umsäumten das Wrack wie eine lebendige, pulsierende Hülle. 

Wracktauchen in St. Tropez

Wracktauchen in St. Tropez

Tauchgänge an Felsen

Natürlich haben wir nicht nur Wracktauchgänge unternommen, sondern sind auch an Felsformationen getaucht wie zum Beispiel an den Leuchtfeuern von «Le Rabiou» und «Les Sardinaux». 

Das Tauchgebiet von «Le Tunnel» liegt in 30 m Tiefe vor Cap Lardier. Das Gebiet hat seinen Namen von einem natürlichen, etwa 10m langen Tunnel. Er ist relativ schmal, hier ist eine gute Tarierung und ein ruhiger Flossenschlag wichtig, so dass auch der Nachtauchende noch was sieht. Der Tunnel endet auf einer weiten Sandfläche. 

Ganz besonders aber waren die Tauchgänge im Naturschutzgebiet bei Porquerolles. Morgens ging es mit dem Auto nach Capte zur zweiten Basis von European Diving bei Hyères. Eine Fahrt durch die wunderschöne Landschaft der Côte d’Azur und den eindrucksvollen Seealpen – dem Südfrankreich-Fan geht hier einfach das Herz auf. 

Wracktauchen in St. Tropez

Das Tauchgebiet um die Ile de Bagaud liegt mitten im Naturschutzgebiet und bot mit seinen großen Barrakudaschwärmen und Riesenzackenbarschen echt was für‘s Auge.

Wracktauchen in St. Tropez, Zackenbarsch

Wracktauchen in St. Tropez

Einige der Zackis waren richtig anhänglich, sie wollten wohl sehen, was wir in ihrem Revier zu suchen haben. Einen schönen Kontrast dazu ergaben die prachtvollen roten und violetten Gorgonien, die wie aufgespannte Netze an den Felsen hingen. Zum Mittagessen ging es stilecht mit dem Boot in den Hafen von Port Cros, zum Menu gehörte wie in Frankreich selbstverständlich auch eine Bouteille Rosé, nach dem Essen waren die Roséflasche leer und die Preßluftflaschen wieder voll. 
Den Abschluß des Tages bildete dann noch ein Nachttauchgang am Hausriff in Pampelonne, hier zeigte sich, dass sich auch Skorpionfische und Oktopusse an der Côte d’Azur wohlfühlen!

Allgemeines zu den Tauchgängen

Die Tauchgebiete haben wir mit großen, 12 Personen Zodiacs angefahren und bei Wellengang wird ein regelrechtes „Wellenreiten“ daraus. Auf jeden Fall wirkt es wie eine Mischung aus einem Militäreinsatz und einer Tauchfahrt mit Capitaine Cousteau. Eine Tauchboje ist bei den Tauchgängen notwendig, zum einen sind sie Pflicht und zum anderen herrscht mitunter recht starker Bootsverkehr, dies ist aber bei der Dichte der Luxusjachten in St.Tropez auch nicht weiter verwunderlich. 

In Tiefe ab 30m ist fast nur noch Blau vorhanden, aber noch genügend Licht. Die Bezeichnung «Le grand Bleu» kommt schließlich nicht von ungefähr: Man taucht ab und plötzlich erscheint aus der Tiefe geheimnisvoll ein Schiffswrack. Man schwimmt an den Seiten des Wracks entlang und die Gedanken kreisen darum, was es alles dort zu entdecken gibt und welche Geschichte sich hinter diesem Wrack verbirgt. Die begrenzte Nullzeit neigt sich viel zu schnell dem Ende entgegen und beim langsamen Auftauchen bleiben die Augen wie magisch auf das Wrack gerichtet, bis es wieder geheimnisvoll in der Tiefe verschwindet. Jedes Wrack hat seinen eigenen Fischschwarm und in jedem Fall mindestens eine „Wrackmuräne“. 

Bei den Tauchgängen waren allgemein recht viel Fische zu sehen: Makrelen, Sardes und auch richtig große Kaliber wie z.B. 1m lange Barrakudas und riesige Zackenbarsche (unser Tauchguide Jéremy sprach nur von: «Big, big Zaggies»). Obwohl die Felsen und das Seegras mit grünen Schleimalgen bedeckt waren, war das Wasser aber doch recht klar und das Mittelmeer ist eindeutig besser als sein Ruf. Die Vielzahl von Fischen spricht deutlich dafür, dass sich das Ökosystem Mittelmeer wieder erholt. 

Wracktauchen in St. Tropez

Wracktauchen in St. Tropez

Durch die große Tiefe, in denen sich die Tauchgebiete befinden, muss man sehr bewusst tauchen und man ist sehr schnell an der Nullzeitgrenze. Der eine oder andere Tauchcomputer befand sich mitunter schon im Deko-Modus. Aber gerade durch diese deutliche Begrenzung nimmt man die Umgebung viel unmittelbarer wahr und jede Minute am Wrack wird als doppelt so intensiv empfunden. 
Die Wracks der «Togo» und der «Traffic» waren uns wegen der großen Tiefe von deutlich über 40 m zu kriminell, so daß wir dort nicht getaucht sind. 

Als Fazit lässt sich ziehen, dass das Mittelmeer einfach ein fantastisches Tauchrevier ist. Es gibt durchweg eine sehr gute Sicht (40m und mehr sind durchaus drin), und es ist nicht so salzig wie das Rote Meer. Aufpassen muss man auf den Bootsverkehr und lokalen Strömungen. 

Ganz besonders für das Tauchgebiet spricht aber das französische Lebensgefühl, einfach fantastisch. Sprache und Kultur sind verständlich und man wird nicht so als Tourist wahrgenommen, wie es uns bei unseren Ägyptenreisen doch stets gestört hat. 

Natürlich bin ich auch persönlich von dieser Tour sehr beeindruckt, da ich Südfrankreich und das Mittelmeer seit frühester Kindheit durch viele her Urlaube kenne. Es ist einfach wunderbar, diese Region jetzt neu entdeckt zu haben! 

Die Tauchbasis «European Diving» von Alex Vogl besitzt eine jahrelange Erfahrung in diesen Gewässern, die Tauchguides haben stets ein waches Auge auf alles gehabt. Der Einstieg ins Boot vom Strand aus ist jedoch bei starker Brandung alles andere als einfach, auch Verletzungen sind da nicht ausgeschlossen. Bei dieser Gelegenheit kann man auch auf ganz einfache Weise wichtige Teile der Ausrüstung loswerden, wenn einen die Brandung so richtig durcheinanderwürfelt. Und man glaubt es kaum, an welche Stellen der eingespülte Sand so hinkommt

Bedingt durch die großen Tiefen und Strömungen ist aus versicherungsrechtlichen Gründen eine aktuelle Tauchtauglichkeit (max ein Jahr alt!) und eine entsprechend hohe Brevetierungsstufe von 3 Sternen oder äquivalent wichtig, aber dafür wird man mit eindrucksvollen Tauchgängen und faszinierenden Wracks belohnt.

Ein herzlicher Dank geht an das Team der «European Diving»-Basis: Alex, Stéphane, Michi, Jesko, Elaine und Jéremy. Ein weiterer herzlicher Dank geht an Heiko und Jeltje für die Anregung und besonders die Organisation der Fahrt. 

http://www.europeandiving.com
Die Homepage der Basis mit weiteren Details zu den einzelnen Tauchgebieten.