Madeira Canico de Baixo, Tauchen bei Manta Diving August 2011
Ein Bericht von Harald Meisner
Nach den Erfahrungen der letzten Jahre am Roten Meer, unserem früher favorisierten Tauchreiseziel, und der aktuellen politischen Lage dort, musste eine Alternative zu Ägypten her. Da wir die letzten Jahre, seit unser Sohn im tauchfähigen Alter ist, immer gemeinsame Familientauchurlaube gemacht haben, sind für die Auswahl unseres Reiseziels Kriterien wie ein kurze Flugzeit, schneller Transfer, kinderfreundliches Hotel, kindertauchtaugliches Hausriff, gute Sichtweiten und moderate Wassertemperaturen ausschlaggebend.
Von miesem Service, zunehmender Bakschisch-Mentalität, verdreckten Stränden voller angespülter schwarzer Müllbeutel, mangelnder medizinischer Versorgung und regelmäßiger Durchfallerkrankungen (egal was man isst, oder auch nicht) haben wir zumindest für die nächsten Jahre abgeschworen.
Ausschlaggebend für die Wahl der Insel Madeira war letztlich auch die Empfehlung unserer Tauchfreunde Angela und Bernhard, die mehrfach dort waren und viel positives zu berichten hatten. Ein persönliche Empfehlung ist letztlich meist mehr Wert, als tolle Versprechungen von Reiseveranstaltern, noch dazu, wenn sich die Schilderungen der Empfehler mit den Erfahrungsberichten auf Meinungsportalen wie HolidayCheck decken.
Wir hatten uns für das 4-Sterne Hotel Galosol (früher Ondamar) entschieden, das etwas abseits von der quirligen Inselhauptstadt Funchal in Canico de Baixo liegt. Das Hotel liegt auf einem Felskliff, dem Kap der Ponta da Oliveira, 40 m über dem Meer an der geschützten Südseite Madeiras, unmittelbar am Atlantik.
Das Hotel ist mit 120 Zimmern ruhig und überschaubar. Es gibt immer einen Platz am Pool, sowie freie Liegen, auch ohne die sonst oft übliche Unart des Liegenreservierens in den frühen Morgenstunden, die man hier übrigens vergeblich sucht. Das Hotel hat mehrere Restaurants. Neben dem Hauptrestaurant eine Pizzeria und ein Fischrestaurant, die beide bei Voranmeldung im Rahmen der Halbpension genutzt werden können. Das Essen ist gut und abwechslungsreich, es gibt keine Warteschlangen am Buffet und immer freie Tische.
Das Hotel verfügt über mehrere Bars, einen Pool, ein Hallenbad und einen großen Fitness-, Squash- und Sportbereich, sowie eine Wellness-Lounge. Bis auf die Wellness Angebote kann alles kostenlos genutzt werden.
Das Hotelpersonal war stets freundlich und der Service sehr gut auch ohne Erwartung von Trinkgeldern Wir waren mit der Wahl des Hotels sehr zufrieden. Die Gästestruktur war auch insgesamt sehr angenehm mit überwiegend deutschen aller Altersklassen und einigen holländischen Gästen. Das einzige kleine Manko waren die etwas kleinen Zimmer, die besonders für Taucher etwas mehr Stauraum und Ablageflächen bieten könnten.
Vom Hotel gelangt man mit einem Aufzug zur Meeresbadeanlage und zur Tauchbasis.
Madeira ist wie die Azoren oder die kanarischen Inseln eine Insel vulkanischen Ursprungs. So sucht man auch vergeblich Sandstrände. Die Küste wird von Lavagestein gebildet, das sich unter Wasser fortsetzt. So findet sich unterhalb des Hotels auch kein Strand im eigentlichen Sinne, sondern besagte Badeanlage, die einige Meter über dem Meeresspiegel auf einer zwischen die Lavafelsen betonierten Plattform gebaut ist. Neben einem Salzwasserpool gibt es dort mehrere Zugänge über Leitern und eine Treppe zum Meer. Diese Zugänge werden auch von der Tauchbasis als Einstiege genutzt.
Das Manta Diving Center (CMAS, Barakuda, PADI) ist nicht umsonst mehrfach von den Lesern der Zeitschrift tauchen zur besten Basis im Atlantik gewählt worden. Manta Diving ist die einzige Basis mit ISO Zertifizierung im Atlantik sowie die einzige Basis im Unterwassernaturschutzpark.
Neben einem sehr freundlichen bis familiären Klima trifft man auf modernes und neuwertiges Equipment, freundliche und qualifizierte Guides und eine professionelle Organisation. Auch hier ist alles überschaubar und selbst in der Hochsaison gab es nie Gedränge, da individuelles Tauchen zu beliebigen Zeiten am Hausriff im Vordergrund steht. Lediglich für die Bootsausfahrten gibt es Listen und feste Zeiten.
Bei Lufttemperaturen um 27°C im August hatte das Wasser eine Temperatur von angenehmen 24°C bedingt durch den nahen Golfstrom. Ein langer 5 mm Anzug ist ausreichend und empfehlenswert. Durch das Fehlen von sandigem Untergrund liegen die Sichtweiten oft um die 20 bis 30 Meter.
Der Preis für einen Hausriff Tauchgang liegt bei moderaten 24 Euro inkl. Flasche und Blei. Für eine Bootsfahrt kommen 10 Euro dazu. Da wir mit unserem 12-jährigen Sohn tauchen, haben wir nur Tauchgänge am Hausriff gemacht. Da es allein dort 4 verschiedene Tauchplätze von 5-35 m gibt, ist für ausreichend Abwechslung gesorgt.
Unter Wasser trifft man natürlich nicht auf die Farbenvielfalt und Korallengärten des Roten Meeres. Auf den ersten Blick wirkt die felsige Unterwasserlandschaft recht karg. Wenn man dann aber erst mal abgetaucht ist, ist man von Leben umgeben. Durch die warmen Fluten des Golfstroms und dem Schutz des Unterwasser Nationalparks, gibt es hier eine große Artenvielfalt mit tropischen Einflüssen. Barrakudas, große Zackenbarsche Drücker-, Kugel-, Papageien-, Trompetenfische, Oktopusse und Sepien sind keine Seltenheit und uns bei fast allen Tauchgängen begegnet. Mit Glück trifft man auch auf Mantas und die seltenen Mönchsrobben direkt am Hausriff. Eine „Attraktion“ ist auch die Muräne Esmeralda, die seit der Gründung der Tauchbasis vor 28 Jahren in ein und der selben Höhle am Lavafinger lebt und die sich nach Klopfen mit einem bereit liegenden Stein auch meist zuverlässig in voller Schönheit zeigt.
Ein großer Vorteil ist auch, dass die grüne Insel deutlich mehr zu bieten hat, als der Aufenthalt in einem Taucherhotel mitten in der Wüste. Madeira ist ein bekanntes Ziel für Wanderer mit Wanderrouten unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade. Es gibt diverse Ausflugsmöglichkeiten und Raum für Aktivitäten vom Whale Watching bis zum Shopping in der Inselhauptstadt Funchal.
Nicht entgehen lassen, sollte man sich einem Besuch in der großen Markthalle von Funchal, wo täglich der Bauernmarkt Mercado des Lavradores stattfindet.
Neben dem riesigen Angebot an tropischen Früchten, Madeirawein, einheimischen Spirituosen und Pflanzen ist der Fischmarkt sehr beindruckend, auch wenn man als Taucher Fische lieber lebend sieht. Faszinierend ist der dort angebotene Degenfisch, eine echte und typische Spezialität auf Madeira und unter dem Namen „Espada“ auf den Speisekarten zu finden. Die Fische werden traditionell (also nicht mit zerstörerischen Fangmethoden wie der Schleppnetzfischerei) mit langen Leinen in Tiefen um die 200 Meter gefangen und erst beim Hochziehen der Leine bekommt der Degenfisch durch die rasche Druckänderung seine schwarze Farbe. Im natürlichen Lebensraum ist er kupferfarben.
Ein tolles Erlebnis ist auch eine Whale Watching Tour mit Lobosonda. Ab Calheta finden täglich Ausfahrten mit dem komplett restaurierten traditionellen Fischerboot Ribeira Brava statt. Lobosonda bietet einen sehr günstigen Abholservice vom Hotel an. In der Hauptsaison sollte man sich ein paar Tage vorher telefonisch anmelden. Vor der Südküste Madeiras gibt es eine Vielzahl von Delfin-Arten und etliche Wal-Arten, bis hin zu Pottwalen, die auf Ihrer Wanderung durch die Meere an der Insel vorbeiziehen und je nach Jahreszeit und Wasserverhältnissen mit guter Wahrscheinlichkeit zu beobachten sind. Wir sahen bei unserer Ausfahrt Fleckendelfine, große Tümmler und eine Karettschildkröte. Einige Tage zuvor wurden Pilotwale und ein Pottwal gesichtet. Sichtungen vom Vortag kann man sich im Lobosonda Blog anschauen.
Alles in allem war es ein sehr schöner, erlebnisreicher Urlaub, der im nächsten Jahr wiederholt wird und vor allem eine echte Alterbnative zum Roten Meer, wie wir sie gesucht hatten: Ein sonnige, grüne Insel mit freundlichen Menschen, tollen Tauchgründen und europäischen Standards.
Hier noch unser 15-minütiges HD-Video, das einen etwas tieferen Einblick in die Unterwasserwelt gibt.
Kamera Foto und Video: Sony HX5V mit IKELITE Gehäuse und WD-4 Domeport