Sinai 2002

Sheraton Sharm

Sinai, Sharm el Sheik Mai 2002

Ein Bericht von Harald Meisner

Nach dem 11. September stellte sich die Frage: Ägypten, oder nicht? In jedem Fall war dieses Jahr mal wieder ein einwöchiger Tauchtrip fällig. Nachdem Kurt und ich lange alle möglichen Reiseziele recherchiert hatten, war irgendwann klar, dass es eigentlich mal wieder keine Alternative zu Ägypten gibt. Alles andere ist zu teuer, zu weit weg oder zu langweilig. Nachdem wir uns zu viert zusammengefunden haben (Dirk, Kurt, Ronald und ich) und das Reiseland feststand, begannen die Recherchen. Ronald bekam von Gehle Reisen ein Angebot, dass kaum zu toppen war. Sharm El Sheik, Hotel Sheraton (5 Sterne), Halbpension, Flug mit Aero Lloyd, gute Tauchbasis direkt im Hotel etc., alles für knapp 600 EUR. Gehle Reise ist zwar nicht auf Ägypten spezialisiert, aber immer für eine Überraschung gut. Es lohnt sich also immer, dort mal anzufragen. Das Tauchpaket haben wir von Deutschland aus gebucht über Action-Sport Tauchreisen (früher Aquarius Tauchreisen). Dies ist einer der wenigen Veranstalter, bei dem „Nur Tauchen“ von hier aus gebucht werden kann. Von Deutschland aus zu buchen, ist in der Regel günstiger, als vor Ort. So waren wir mit insgesamt 800 EUR dabei. Für den Sinai und ein Hotel dieser Klasse ein Spitzenpreis.

Mitte Mai war es dann soweit. Nach Vorabend-Check-In (empfiehlt sich auf jeden Fall) saßen wir zu halbwegs erträglicher Uhrzeit im Flieger Richtung Rotes Meer. Nach einem glatten Flug standen wir gut 5 Stunden später vor unserem Hotel, um zu erfahren, dass wir nicht im Hotel, sondern im gleichnamigen Ressort untergebracht waren. Eine gut informierte deutsche Mitreisende brachte erst mal gehörig Unruhe in die gesamte Gruppe der erwartungsvollen 5 Sterne-Urlauber. Das Ressort sei nur 3 Sterne laut irgendeinem Reiseprospekt. Sie hätte sich rechtzeitig informiert und beim Veranstalter reklamiert, worauf sie natürlich auf das Hotel umgebucht wurde. Tumultartig ging es dann zur Sache. Jeder wollte in sein gebuchtes 5 Sterne Hotel.

Dreamteam

Einige setzten dies auch durch und mussten (wie wir später erfuhren) einige hundert Euro nachzahlen, die der Veranstalter nicht erstattete – für nichts! Wir ließen uns erst mal ins Ressort kutschieren, um uns vor Ort zu informieren.
Die Rezeption machte auf Anhieb einen mindestens 4 ½ Sterne Eindruck. Trotzdem wollten wir es genau wissen. Der Rezeptionist versicherte uns bei seinem Leben, dass das Ressort 5 Sterne Standard hätte und alles genauso sei, wie im Hotel. Ein Anruf bei Gehle Reisen, hatte auch keine völlige Klarheit gebracht, so dass wir nach einer Stunde Rumsitzen in der Rezeption beschlossen, unseren Urlaub zu beginnen, und den Veranstalter notfalls später zu verklagen. So wurden wir nach dem Einchecken, von hübschen kleinen Elektroautos (mindestens 4 Sterne) zu sehr hübschen Bungalows mit Meerblick gefahren. Toll und luxuriös eingerichtet, Telefon, Klimaanlage, Satelliten TV, flammneu, sauber, 50 Meter zum eigenen Pool und mindestens 5 Sterne. Die gut informierte Mitreisende haben wir später an die Haie … 😉

Hotel

Zimmer

Hausriff

Auch das Restaurant und das Essen machten einen sehr guten Eindruck. Gute Auswahl, alles schmackhaft zubereitet und 5 Sterne Niveau beim Bierpreis (ca. 5 Euro für ein dänisch/ägyptisches Bier). Einige der Ressortbewohner haben wohl trotz allem nicht locker gelassen, denn das Hotel hatte ein eigenes Restaurant und man weiß ja nie. So lag nach 2 Tagen ein Zettel in unserem Zimmer, der uns offiziell erlaubte, auch im Hotelrestaurant zu speisen, was wir dann auch einmal testweise taten. Das Essen, war natürlich genau das gleiche. Man saß lediglich statt auf Stühlen, auf Sofas, in die man mindestens 40 cm tief versank. Insgesamt eine eher steifere Atmosphäre, wie auch im ganzen Hotel. Sehr nobel und toll ausgestattet, fest in italienischer Hand. Als Taucher ist man aber im Ressort in lockerer Umgebung eher besser aufgehoben.

Das Hotel hat eine sehr schönen Strand mit einem netten Hausriff, das über einen Steg zu erreichen ist und zum Schnorcheln, aber sicher auch für ein paar Tauchgänge einiges zu bieten hat.
Es gibt auf der Anlage mehrer tolle Pool Anlagen, Bars, Animation (Italienischer Stil) und eine sensationelle, rustikale Außenbar auf mehreren Ebenen mit Wasserfällen, Treppen, Nischen und vielem mehr. Wir haben allerdings nicht einmal jemanden dort sitzen sehen. Insgesamt war das Hotel nur schwach gebucht, genau genommen, war dort ziemlich tote Hose. Vielleicht noch die Folge des 11. September. Für uns alles in allem sehr angenehm. Null Massentourismus. Insgesamt gute Voraussetzungen für einen Tauchurlaub, zumal unser eingespieltes Dreamteam auch keinerlei Probleme erwarten ließ.

Strand

Basis

So ging es dann zum Wichtigsten, Tauchen.
Die moderne Basis liegt unterhalb der Hotelanlage am Strand und wirkt eher nüchtern. Wenig Tauchbasis-Atmosphäre, kein Aufenthaltsraum, nicht der übliche Tauchertreffpunkt, eher ein bisschen steril. Wir wurden freundlich aufgenommen, Brevets wurden eingesammelt, sonst wurde nichts kontrolliert oder gecheckt. Nach einer kurzen aber bestimmten Anfrage von Kurt, war dann auch klar, dass wir keine Checktauchgang machen mussten. Auch in der Basis ziemlich tote Hose. Außer unseren Tauchkisten standen dort nur die Kisten der Tauchguides. Am nächsten morgen wurden wir mit einem Kleinbus an der Rezeption angeholt uns es ging zum Hafen von Sharm, der Ausgangspunkt für die Tagestouren ist. Der Hafen gab schon den ersten Einblick in das Tauchgeschehen am Sinai. Mindestens 100 Boote lagen am Pier.

Am ersten Tag waren wir zu viert mit Guide allein auf einem Boot. Platz satt. Die ersten Tauchgänge fanden an den eher unspektakulären Plätzen statt. Trotzdem sehr schön. Direkt beim 2. Tauchgang stießen wir auf einen schlafenden Leopardenhai, der uns auch auf Tuchfühlung rankommen ließ. Am nächsten Tag ging es dann zum Ras Muhammad Nationalpark. Diesmal waren noch ein paar andere Taucher aus einem andern Hotel dabei, die wegen einer Horror-Strömungs-Abtreib-Rescue-Geschichte ein paar Tage ausgesetzt hatten. Sie gaben alles brühwarm zum Besten. Alles die Tauchguides schuld, meterhohe Wellen, Rettung mit dem Rescue Boot etc. Im nachhinein stellte sich raus, dass die Spezialisten zu weit um das Riff herumgetaucht sind, bis hin zum strömungsexponierten Außenriff. Wir hatten übrigens nicht einmal nennenswerte Strömung.

Makrelen

Das Boot, die Galaxy Sharm, war durchaus o.k., allerdings war die Crew nicht gerade auf Zack, oder sonderlich hilfsbereit. Aber wir sind ja keine Anfänger. Unser weiblicher holländischer Tauchguide war sehr auf Sicherheit bedacht. Die Briefings waren immer recht klar uns ausführlich. Ras Muhammad ist alles in allem ganz nett. Schöne Riffe, steile Drop Offs. Typische Riffe, die auch mal die Begegnung mit Großfischen erwarten lassen, wenn da nicht die vielen Taucher wären. Alles in allem ziemlich übertaucht das Ganze und es war ja eigentlich tote Hose. Ich möchte nicht wissen, was da abgeht, wenn es wirklich gut besucht ist.
Ras Muhammad muss separat bezahlt werden mit 5 $ pro Tauchtag als Gebühr für den Nationalpark. Es werden Listen geführt. Tauchgänge, Zeiten und Tiefen werden genau registriert. Die Riffe sind in der Tat alle sehr intakt. Ankern ist absolut verboten. Alle Tauchgänge werden vom nicht ankernden Boot aus begonnen. Nach Ende des Tauchganges wird man (früher oder später) wieder eingesammelt.

Drop Off

Cave

Es wird immer abwechselnd in Ras Muhammad und der Straße von Tiran getaucht. Einmal wöchentlich wird die Thistlegorm angefahren, was wir uns aber gespart haben (Abfahrt morgens um 4.00 Uhr, meist Strömung, schlechte Sicht, alles abgeschraubt, was nicht festgeschweißt ist …). Die Strasse von Tiran hat auch sehr schöne Riffe (Gordon, Jackson, Woodhouse und Thomas Reef), die dicht nebeneinander liegen und eine lange Kette bilden. Auch hier Drop Offs und Plateaus, auf denen oft Weißspitzenriffhaie in beträchtlicher Größe patrouillieren. Aber auch hier wäre bei weniger Tauchern sicher mehr zu sehen. Vielleicht sind wir ja einfach zu verwöhnt. Neben intakten Korallen (beachtenswert ist hier das große Vorkommen von schwarzen Korallen) ist immer die typische Fauna des roten Meeres anzutreffen: Napoleons, Blaupunktrochen, Stechrochen, große Makrelenschwärme, Schnapper, Fledermausfische in großer Zahl etc.

Fledermäuse

Cave

 

Tiran

Intakte Riffe

An der Tiran Insel darf man leider nicht tauchen. Deshalb ist dort auch unter Wasser der Bär los, wie uns ein mittauchender ägyptischer Yuppie und Unterwasserfilmer aus Kairo erzählte (von Tigerhai angerempelt, von Grauen Riffhaien verfolgt und umzingelt etc.).
An den nächsten Tagen wurde es auf dem Boot etwas voller. Es kamen neue Taucher dazu und die ganze Gruppe musste an den unspektakulärsten Gewöhnungstauchplätzen tauchen, die Ras Muhammad wohl zu bieten hat. Ein echtes Manko in der Organisation und teils ziemlich ärgerlich.
In Sachen Delphine war das Glück wieder auf unserer Seite. Eine ganze Schule der eher selten anzutreffenden Rundkopfdelphine (auch Rissodelphine genannt) kam bis auf wenige Meter an unser Boot.

Rissodelphine


Noch ein paar Tipps am Rande:

Trinkwasser kann man hervorragend auf der Strasse von Sharm zum Hotel zum zehntel des Hotelpreises kaufen. Die Bungalows haben Kühlschränke.

Shopping ist ansonsten in der Naama Bay ganz nett. Mit dem Hotelbus kann man für kleines Geld zu festen Zeiten dorthin gelangen (es sei denn, man befürchtet wie Kurt, auf dem Weg in Brand gebombt oder geschossen zu werden).

Ganz wichtig: Auf keinen Fall  am Strand leere Muschel- oder Schneckengehäuse einsammeln und mitnehmen. Auf der Busfahrt zum Flughafen erfuhren wir, dass die Ausfuhr von jeglichem toten Kalk dieser Art strengstens verboten ist und bis zu 1000 US $ kosten kann. Kurzfristig stand uns diesbezüglich die Panik in den Augen, zumal sich am Flughafen die Gepäckkontrolle mit der Kasse zum Abgreifen der ca. 1000 US $ direkt hinter dem Eingang befindet, ohne jegliche Chance, sich vorher von derlei gesammelten Dingen zu entledigen. Wir verzogen uns also nach Ankunft am Flughafen unauffällig hinter eine Blechwand, wo sich Massen von Korallenschutt, Muschel- und Schneckengehäusen auf dem Boden türmten. Hier waren wir richtig! In welchem Socken war nur welches Stück verstaut? Nachdem Ronald seinen sorgfältig gepackten Koffer schwitzend auf Links gedreht hatte und Dirk auch einige Dinge der meeresbiologischen Müllsammlung hinzugefügt hatte, gingen wir erleichtert durch die Gepäckkontrolle. Kurt hingegen wollte sich nicht von seinem 1 KG Stück Korallenschutt trennen und hatte mal wieder Recht.

Fazit:
Alles in allem ganz nett. Erstaunlich jedoch, dass man sich auch in einem 5 Sterne Hotel einen langanhaltenden Durchfall (mit nächtlichen Fieberschüben und Schüttelfrost) holt, der einen auch noch Wochen später zuhause an den Urlaub erinnert. Ich verweise da noch mal auf den Bericht „Tropen ohne Tränen“.
Man sollte mal wieder über Alternativen nachdenken.

Ein Bericht von Harald Meisner

Fotos: Keine, sind alle aus meinem Videofilm gecaptured, Kamera JVC DVX Digital Videokamera