Rotes Meer – Nordtour

Tauchsafari rund um den Süd-Sinai

Ein Reisebericht von Egbert Zingel und Rainer Buchmann

Nach Internet-Recherche und Einholen von Infos auf der „Boot“ sichteten wir Anfang 2001 die Angebote für eine einwöchige Tauchsafari am Süd-Sinai. Am meisten sprach uns die Tour der Ghazala I der Sinai Divers an. Diese Safari lässt sich sowohl direkt bei der Tauchbasis als auch über diverse deutsche Tauchreiseveranstalter buchen. Wir entschieden uns für das Komplettangebot von „Schöner Tauchen“ aus Bremen (preisgünstigstes Angebot, guter Eindruck).

 Tourdaten: Reisezeit: Ende Oktober 2001 Flug: Düsseldorf <-> Sharm-el-Sheikh
Direktflug mit Aero Lloyd Reisepreis (Februar 2001): 2500 DM, inkl. Flug, Transfer, Vollcharter,
2-Bettkabine, mind. 3 Tauchgänge pro Tag

Der Landeanflug auf Sharm-el-Sheikh war einfach traumhaft. Quer über den Golf von Suez, mit einer Warteschleife über der Strasse von Tiran, hatten wir einen vielversprechenden Blick auf unsere zukünftigen Tauchspots.

Parallel zur Flugzeugtragfläche ist die Ostseite des Sinai zu erkennen. Die vier berühmten Riffe, Jackson-, Woodhouse-, Thomas- und Gordon-Reef liegen mittig in der Strasse von Tiran. Im Hintergrund ist schemenhaft die  Westküste von Saudi- Arabien auszumachen.
Per Jeep ging es dann zur Tauchbasis von SINAI DIVERS. Unsere Wartezeit bis zur Ankunft unserer Mittaucher verkürzten wir uns mit einem Bummel über die Strandpromenade und einem letzten Espresso an Land.
Nachdem dann unsere Tauchgruppe komplett war, erfolgte der Transfer zum Hafen in der Bucht von Sharm-el-Maya.

Ausblicke

Ghazala I

Die Spannung war groß, was uns mit der GHAZALA I für ein Safariboot erwarten würde. Der erste Eindruck war sehr gut und sollte sich im Laufe der Zeit auch noch weiter bestätigen. Neben den gut ausgestatteten Kabinen und einem gemütlichen Salon, fiel besonders der funktionell ausgerüstete Tauchbereich auf.
Genügend Platz  für das   Equipment, ein stets mit gekühltem Frischwasser gefüllter Getränkeautomat und zentral ein großer Tisch mit extra Tauchbecken für die Fotoausrüstungen.
Nachdem unser Kapitän vom Hafenmeister das o.k. zum Auslaufen erhalten hatte, verließen wir den Hafen und ankerten für die Nacht im geschützten Bereich der Bucht, um am frühen Morgen ohne weitere Formalitäten mit unserer Safari beginnen zu können.

Nach unserem ersten gemeinsamen Abendessen war ein erstes Vorstellen und ein Briefing durch unseren Tauchguide angesagt. Hier stellte sich heraus, dass wir, was die Vielzahl der Nationalitäten anging, ein bunt zusammengewürfelter Haufen waren. Unser Kapitän war Engländer, der Diveguide war Norwegerin, ein Ehepaar kam aus Kanada, drei österreichische, vier schweizerische und vier deutsche Mittaucher/-innen und betreut wurden wir von vier ägyptischen Crewmitgliedern.
Die nachfolgende Karte zeigt die Tauchspots, die wir im Laufe der Woche angefahren haben. Wer sich über die Details der einzelnen Spots informieren möchte, dem empfehle ich einen Besuch auf der Homepage der SINAI DIVERS. Wie den gesamten Verlauf der Tauchsafari halte ich auch diese Homepage http://www.sinaidivers.com/ für höchst professionell und informativ. Es lohnt sich!

Blaupunkt

Am nächsten Morgen machten wir in aller Herrgottsfrühe unser Checktauchgang in der Nähe von Ras um Sid, dem Südkap der Sinaihalbinsel.
Es folgen an diesem Tag noch drei weitere Tauchgänge im Unterwasser-Nationalpark Ras Mohammed und den Alternatives. Diese Tauchgebiete sind hervorragend für Eingewöhnungs-Tauchgänge geeignet und bieten mit ihren Tauchtiefen bis 20m und der abwechslungsreichen Unterwasserflora und -fauna schon am Anfang ein unvergessliches Erlebnis.
Ein üppiges Abendessen sorgte dafür, dass alle zufrieden mit diesem ersten Tag auf und unter Wasser waren.

Dunraven

Am nächsten Tag stand dann unser erstes Wrack, die DUNRAVEN, auf dem  Programm. Dieses Wrack ist 82m lang, 10m breit und liegt kopfüber  in 25m Tiefe. Am Riff ist es sehr strömungsreich. Taucht man jedoch im Strömungsschatten bzw. im Wrack wird die Sicht klarer und der Tauchgang ist weniger anstrengend. Imposant ragt das Heck mit der gut erhaltenen Schiffsschraube und dem Steuerruder nach oben. Je nach Sonnenstand bietet dieses Gebilde gerade im Gegenlicht für Fotografen ein einmaliges Motiv. Das gesamte Wrack ist über und über mit den unterschiedlichsten Korallenarten bewachsen.
Da das Wrack in drei Teile zerbrochen ist, kann man leicht und gefahrlos durch riesige Schlitze in das Innere vordringen. Hier tobt das Leben! Zackenbarsche, jede Menge Rotfeuerfische, Schwarztupfen-Süßlippen und eine Vielzahl anderer Fische bevölkern den bunt bewachsenen Innenraum.

Dunraven

Auch für die Wrack-Freaks ist gesorgt. Im Mittelteil kann der ehemalige Maschinenraum mit Dampfkessel und Schornstein betaucht werden. Am beeindruckensten waren jedoch im Heck tausende von Glasfischen. Man hatte das Gefühl in einer Fischsuppe zu schweben.
Die DUNRAVEN ist ein lohnenswertes Ziel für alle, die  neben  dem  Abenteuer Wrack noch eine halbwegs intakte Unterwasserflora und -fauna zu schätzen wissen. Getopt wurde dieser Eindruck bei unserem Nachmittagstauchgang am Shag Rock.

Hier liegt auf einem sonnendurchfluteten Plateau in einer Tiefe von 5m bis 14m das teilweise erhaltene Wrack der SARAH H. Durch den günstigen Sonnenstand  erstrahlte das Wrack in seiner ganzen Farbenpracht. Riesige Gorgonien, Anemonen und unzählige Arten von Weichkorallen haben das Wrack überzogen und machen es zu einem Augenschmaus. Mit der Strömung haben wir uns dann an der Ostseite des Riffs entlanggleiten lassen, begleitet von einer Barrakudaschule im Freiwasser.
Der nächste Tag führte uns zum Wrack der THISTLEGORM, das wir als erstes Tauchboot erreichten, da wir in der Nähe übernachtet hatten.

Weichkoralle

Ankerwinde

Die THISTLEGORM liegt auf ca. 30m Tiefe und ist durch seine Größe sehr beeindruckend. Nähert man sich jedoch dem Schiff weicht dieser Eindruck einem Gefühl der Enttäuschung. Als Beispiel soll hierfür das nebenstehende Bild stehen. Wie diese Ankerwinde ist das gesamte Wrack bis auf ein paar vereinzelte Farbtupfer durch die Vieltaucherei und dem schlechten Tariervermögen vieler Taucher wie kahlrasiert. In den Laderäumen sind Motorräder und LKW’s zu besichtigen, aber hier wurde durch Souvenirjäger und Vandalismus alles, was nicht niet- und nagelfest war, geplündert. Ein insgesamt deprimierender Anblick.

Sicherheit war bei diesem Tauchgang  wieder ganz groß geschrieben. Ein Tampen war zum Abtauchen am Heck des Wracks befestigt und ein Tampen mittschiffs zum Auftauchen. Zusätzlich war auf 5m eine Stagebottle deponiert um dem Taucher, der seinen Luftvorrat überschätzt hatte Gelegenheit zu einen Sicherheitsstop zu geben. Der nächste Tag führte uns wieder zurück in den Nationalpark Ras Mohammed.

Dekoseil

Clownfische

Anemon City, der erste Spot des Tages, machte seinen Namen alle Ehre. In einer Tiefe von ca. 15m befindet sich eine Terrasse, die mit Dutzenden von Anemonen übersät ist. Sie erreichen Durchmesser bis zu einem Meter und sind oft von mehreren Clownsfischpaaren bewohnt. Zwei Fischarten leben mit den Anemonen in Symbiose. Der Dreifleck-Preußenfisch  und der nebenan abgelichtete Rotmeer-Anemonenfisch. Mutig greifen diese kleinen Kerlchen jeden an, der sich ihnen nähert, wohlwissend sich jederzeit in die giftigen Tentakel zurückziehen zu können.

Weiter ging es dann über das Shark Reef, das uns leider nur einen Weißspitzen-Riffhai in großer Entfernung bescherte zum Jolanda Reef. Bis zum Wrack der JOLANDA begleitete uns ein stattlicher Napoleon. Vom Wrack sind in 14m Tiefe nur ein paar Maste und zwei Container übrig geblieben, nachdem 1987 ein starken Sturm den Hauptteil des Wracks in die Tiefe beförderte. Die Ladung der Container, Toiletten, Waschbecken und Badewannen sind quer über dem Grund verstreut.
Sie dienen vielen Tauchern als Fotokulisse, oder wie im rechten Bild sichtbar einem jungen Napoleon als Schutz- und Schlafplatz.

Jolanda

Tiran

Unsere letzten zwei Tage auf See verbrachten wir in der Strasse von Tiran. Da wir die Nacht im Strömungsschatten der Tiraninsel verbrachten, konnten wir am nächsten Morgen als erstes Boot am  Jackson-Reef festmachen und einen ungestörten ersten Tauchgang durchführen. Das Jackson-Reef ist das nördlichste Riff der Riffkette, die quer durch die Strasse von Tiran verläuft. Die Südseite ist gut zu betauchen. Taucht man aber an der West- bzw. Ostseite in Richtung Norden, bläst einem eine ordentliche Strömung entgegen. Bedingt durch diese konstante Strömung haben sich Weichkorallen und vor allem riesige Gorgonienfächer entwickelt. Ein Anblick, der die Mühen des Strömungstauchgangs vergessen lässt.

Und wo Weichkorallen sind, da sind auch Schildkröten. Bei diesem Tauchgang begegneten uns allein drei dieser Prachtexemplare. Mit Heißhunger machten sie sich über die Korallen her und ließen sich auch bei näherer Betrachtung in ihrem Festmahl nicht stören.

Dies war jedoch nur bei unserem ersten Tauchgang so, denn als wir auftauchten hatten bereits mehrere Tagesboote am Riff festgemacht. Es war ein stetes Kommen und Gehen am Riff. Abenteuerliche Szenen spielten sich beim An- und Ablegen der Boote ab. Es grenzt an ein Wunder, dass nichts passiert ist. Gegen Mittag hatte die Zahl der Boote das Maximum erreicht. Wir zählten sechszehn Boote. Nachdem der größte Trubel vorbei war, machten wir zum Abschied noch einen ruhigen Tauchgang. Von Schildkröten natürlich keine Spur mehr, aber trotz allem ein Erlebnis, das man nicht missen möchte

Schildkröte

Falterfische

Am letzten Tag betauchten wir dann noch das Thomas-Reef und das Gordon-Reef. An diesen Riffen ging es, was den Tauchbetrieb angeht, etwas ruhiger zu. Unterwasserflora und -fauna, sowie die Strömungsverhältnisse sind mit denen am Jackson-Reef vergleichbar. Den Abschluss unserer Tauchsafari bildete dann ein Tauchgang am Ras Nasrani, einem Tauchgebiet, das nur wenige hundert Meter vom Flughafen von Sharm-el-Sheikh entfernt ist. Mit der Beschaulichkeit dieses Tauchgebietes wird es wohl in naher Zukunft vorbei sein, wenn man sieht wie viel Hotelanlagen sich in unmittelbarer Nähe im Bau befinden. Welche Schönheiten die Unterwasserwelt hier noch zu bieten hat sollen die nachfolgenden Bilder zeigen.

Krustenanemone

Rotfeuerfisch

Tauchgruppe

Wimpelfische

Resümee: Diese Tauchsafari war organisatorisch vom Feinsten. Die Unterkunft und Verpflegung ließen keine Wünsche offen. Auswahl der Tauchgebiete und Sicherheitsstandards waren professionell. Tauchen satt, bis zum Abwinken, was das Ganze zu einem taucherischen Erlebnis, aber nicht unbedingt erholsam macht. Wer eine solche Tauchsafari ins Auge fasst, sollte nicht unbedingt ein blutiger Anfänger sein, oder einen erfahrenen Buddy an seiner Seite haben. Die zum Teil großen Tiefen, das nicht ganz ungefährliche Tauchen in Wracks und die nicht zu unterschätzenden Strömungen machen dies unumgänglich.
Diveguide, Kapitän und Crew sorgten dafür, dass diese Safari zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde. Hier stimmte einfach alles, vom ersten Briefing bis zur letzten Flasche Wasser, die wir zum Abschied in die Hand gedrückt bekamen, um auch den Transfer zum Flughafen gut zu überstehen. Ein Dank an alle die zum Gelingen beigetragen haben und einen Gruß an unsere Mittaucher aus Kanada, Österreich, der Schweiz und Deutschland.
Die Fotos über Wasser wurden mit der NIKON F90X und die Fotos unter Wasser mit der Sea&Sea MM II-EX, Doppelblitz YS 60 TTL/S, Weitwinkelobjektiv SWL 16mm bzw. 20mm und Makrolinsen 1:2 bzw. 1:3 aufgenommen.