Papua New Guinea – Kultur pur

Papua New Guinea, Teil 1, Kultur pur

Ein Reisebericht von
Christa und Wolfgang Fiedler

Unsere Anreise

Bereits Anfang 2002 wurde mit viel Aufwand für uns, eine Gruppe von 6 Tauchern mit ebensoviel Interesse an fremder Kultur, diese Reise geplant und entsprechend gebucht. Nach einigen zwischenzeitlichen Terminverschiebungen war es nun endlich soweit. Über Frankfurt ging es am 09.09.03. zu einem Stop Over nach Singapore. Beim Bummel über die Orchard Road kamen wir unerwartet in den Genuss der dort zur Zeit laufenden Löwentanz-Meisterschaften. Dabei werden in einem 3-tägigen Turnier die unterschiedlichsten Tänze aufgeführt. Wir erlebten den Tag, bei dem die Löwen auf hohen Gestellen tanzten. Zwischeneinlagen mit Trommlergruppen gehörten ebenfalls zum Programm. Nach dem Besuch das botanischen Gartens, mit seinen vielseitigen Orchideen, trafen wir uns am nächsten Tag mit den anderen vier Reiseteilnehmern im Flughafen.

Und weiter ging es am 11.09.03. nach Port Moresby, der Hauptstadt von Papua New Guinea.

Papua New Guinea

Papua New Guinea ist nach Grönland die zweitgrößte Insel der Welt. Hinzu kommen viele vorgelagerte kleine Inseln. Nördlich von Papua-Neuguinea liegt die Bismarck Sea, östlich die Solomon Sea und südlich die Coral Sea. Im Westen grenzt das Land an die indonesische Provinz Irian Jaya. Hauptstadt und damit Dreh- und Angelpunkt ist Port Moresby mit seinem internationalen und gleichzeitig auch sehr wichtigen nationalen Flughafen.

Im Flughafenhotel lagerten wir das Tauchgepäck ein. Danach ging es zu der in den Bergen liegende Stadt Goroka, unser erstes Hauptziel.

Reisebericht Papua Neu Guinea

Goroka

Goroka liegt 1600 Meter über dem Meeresspiegel im östlichen Hochland. Drei Dinge sind das besondere an dieser Stadt. Zuerst ist wohl das Klima zu nennen. Immerwährendes Frühlingsklima bei Tagestemperaturen von 28 Grad und Nachttemperaturen von 12 Grad brachten sie ins Guinnes Buch der Rekorde unter dem Titel: „Stadt mit dem bestem Klima der Welt“. Die Jahreszeiten unterscheiden sich lediglich durch die Niederschlagsmenge des Regens in den einzelnen Monaten. Zu unserer Zeit regnete es Nachmittags und Nachts. Als zweites sind die Asaro Mudmen zu nennen, die ihre Körper mit Mud (Lehm) „bekleiden“, dazu groteske Masken aus Lehm tragen und sich in einem geisterhaften Geh-Tanz fortbewegen. Ferner ist Goroka für seinem sehr guten Kaffee bekannt.

Die Goroka Schau

Einmal im Jahr, und zwar vor dem Unabhängigkeitstag, treffen sich aus dem Hochland und einigen Küstenregionen des Landes die Sing- und Tanzgruppen in Goroka zum großen „Sing-Sing“. Dabei handelt es sich um die älteste, größte und wohl auch wichtigsten Kulturveranstaltung des Landes. An drei aufeinanderfolgenden Tagen werden in einem Wettstreit die besten Sing- und Tanzgruppen ermittelt und eine „Miss Goroka“ gewählt.

Reisebericht Papua Neu Guinea

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Die einzelnen Gruppen treten in den stammeseigenen und unterschiedlichsten Bemalungen, Kostümen und Tänzen auf. Die Kostüme sind meist aus Naturprodukten gefertigt, wie zum Beispiel aus Federn, Blumen oder Gemüse. Die Paradiesvögel des Landes sind in weitem Umfang Vorbild für die Ausstattung und werden symbolisch dargestellt. Mit viel Sorgfalt kleiden und bemalen sich die Teilnehmer vor der Veranstaltung und ziehen singend, trommelnd und tanzend in die Arena ein. Dies ist großes abgezäuntes Spielfeld, in dem sonst Polo gespielt wird. In diesem Jahr begann die Schau ab ca. 10 Uhr morgens. Selbst der Einzug der einzelnen Gruppen war schon überwältigend.

Als besondere Gruppe sind natürlich die Asaro Mudmen dabei, die als Krieger, durch ihr Aussehen und die Art ihrer Bewegungen, besonders wirkungsvoll und abschreckend auf Feinde wirken wollen. So geisterten sie auch abends durch das Hotel und versuchten kleine Nachbildungen ihrer Körper aus Lehm zu verkaufen. Aus unserer Sicht war das die erste Gruppe, die sich langsam auf Touristen einstellte.

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Es wurde getrommelt, getanzt und „gesungen“, wobei das Singen mehr ein Ausstoßen von unterschiedlichen Geräuschen ist. Auch die Teilnahme von einem Gehbehinderten in einer Gruppe war kein Problem, er tanzte dann eben mit den Krücken, denn Dabeisein ist Alles. Im Laufe der Zeit war der gesamte Platz mit singenden und tanzenden Personen gefüllt. Fast ohne Unterbrechung liefen die Aktionen bis ca. 14 Uhr, ein Zeitpunkt, zu dem der Regen einsetzte. Dies wiederholte sich an beiden Tagen unserer Anwesenheit.

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Als Touristen wurde uns der Status von VIP-Personen erteilt. Wir durften bereits vorher den Platz betreten und uns während der Schau zwischen den singenden und tanzenden Gruppen bewegen. So enstanden die körpernahen Fotos und auch vereinzelte Gespräche mit den Teilnehmern. Das Fotografieren wurde keinesfalls als störend empfunden. Im Gegenteil: Die Teilnehmer brachten sich jeweils besonders gut zur Geltung und freuten sich über jedes Foto. Ein Grund hierfür war, wie man uns erzählte, dass die Menschen ihre Kultur, auf der sie sehr stolz sind, weltweit bekanntmachen wollen.

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So waren die einzelnen Kennzeichen für die Stammeszugehörigkeit: Eine Ganzkörperbemahlung mit Blumenmotiven, die unterschiedlich geschminkten Gesichter, spezielle Waffen, Amulette und aufwendig gefertigte Masken.

Eine bemerkenswerte Frauengruppe tanzte mit Bambusstöcken. Eine andere Gruppe hatte Kostüme in Käferform. Um diese Gruppe rannten dann ein paar besonders finstere Gestalten, die das Zusammenhalten der „Tierchen“ simulierten.

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Es gab reine Frauen- und Männer- aber auch gemischte Gruppen. Besondere bei den gemischten Gruppen sahen wir viele begeisterte Kinder, die ebenfalls geschmückt waren und nach Möglichkeit mittanzten. Der Blick über den gesamten Platz war überwältigend. Überall wippten Federn von den Kopfbedeckungen oder von den getragenen, riesigen und schweren Gestellen. Oft wurde dabei zusätzlich die zylinderförmige Handtrommel geschlagen.

Zur Bewertung der einzelnen Gruppen zogen an allen Tagen Personen mit Checklisten durch die tanzende Menge und machten sich entsprechende Notizen für die unterschiedlichsten Kategorien.

Ein kleines uns unbekanntes Schild

Vielfach sahen wir dieses Verbotsschild. Was bedeutete es ? Verbot von Bomben, Baseballs ? Nach einer gewissen Zeit wussten wir es war. Es verbietet das Kauen und das Speien der Betelnussabsonderungen. Pagua New Guinea ist eine Hochburg für das Betelnusskauen. So sahen wir überall die rote Brühe auf den Wegen und auch die Festwiese der Gorokaschau war damit getränkt. Diese Sache gehört zur Kultur des Landes und brachte bemerkenswerte Bilder wie das unten.

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Miss Goroka

Zur Schau gehört, dass am Ende eine Miss Goroka gewählt wird. Wir sahen die Bewerberinnen während der gesamten Veranstaltung meist auf der Tribüne sitzen.

 

Das waren die zur Wahl stehenden Mädchen.

Je nach Stammeszugehörigkeit tragen sie die unterschiedlichsten Bekleidungen und Symbole. Nach einer zusätzlichen persönlichen Vorstellungen wurde die Siegerin ermittelt. Ein sehr junges Mädchen, auf dem Bild die zweite von rechts, wurde gewählt. Als Preis erhielt sie einen kleinen tragbaren Fernseher, der ihr vom Präsidenten des Landes übergeben wurde. Mitmachen ist aber die Hauptsache.

Goroka wird uns ewig in Erinnerung bleiben. Wir haben gemerkt: Nur wer unmittelbar dabei war, kann sich ein Bild von dem eindrucksvollen Kulturereignis machen.

Von Goroka ging es am nächsten Tag über Mt-Hagen nach Tari. Nach einer Stunde Busfahrt kamen wir in der Ambua Lodge an.

Ambua Lodge und Umgebung

Im südlichen Hochland, auf 2.100 Meter, liegt die Ambua Lodge. In lockerer Form wurden die einzelnen Gebäude und die Bungalows in den Berghang der Ambua Gebirgskette eingefügt. Man hat von dort einen herrlichen Blick über das Tari Tal, eingeschlossen von der Muller Gebirgskette im Süden und der Central Gebirgskette im Norden. Die Temperaturen lagen tagsüber um die 25 Grad und nachts bei ca. 12 Grad. Sie können nachts aber auch bis 2 Grad absinken. Leider haben die Bungalows keine Heizung. Dafür lernten wir die Heizdecken in den Betten um so mehr zu schätzen. Im großen Aufenthaltsraum war es durch eine Fußbodenheizung und durch einen Kamin um so gemütlicher. Die Stromversorgung erfolgt durch ein eigenes Wasserkraftwerk und das Wasser wird aus Gebirgsbächen entnommen. Die Lodge ist somit ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen und Bergtouren. Dafür nahmen wir uns aber keine Zeit. Wir hatten andere Pläne. Zeit blieb lediglich für eine kleine Wanderung durch den Regenwald. Vorbei an spektakulären Wasserfällen, bemoosten Bäumen, Orchideen und riesigen Farnen, führte uns der Weg über Flüsse mit schwindelerregenden Hängebrücken, die aus Bambusrohren und Lianen errichtet waren. Da in diesem Gebiet die Paradiesvögel ihren Lebensraum haben, hingen unsere Blicke sehr oft in den Bäumen. Aber erst bei einem späteren Ausflug konnten wir einige beobachten.

Zu einem „SingSing“ bei den Hulis

Ein Kleinbus brachte uns zu einer Dorfgemeinschaft im Regenwald. Hier lernten wir nur die Männer kennen, bei denen bereits die Vorbereitungen zu einem Tanz liefen. Das Aufsetzen der Perücken, das Anlegen von Stammenssymbolen wie Schweinezähne und Vogelschnäbel, sowie das Schminken des gesamten Körpers, gehören dazu. Die männlichen Hulis selbst sind kräftige und muskulöse Menschen, die in der Vorzeit sehr kriegsliebend waren. Mit ihren dunkelbraunen und sehr wachen Augen schauten sie uns wohlwollend und lächelnd an. Über jedes Foto, das wir von ihnen machten, freuten sie sich und oft kam als Dank ein Händeschütteln.

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Danach führten sie für uns einen traditionellen Tanz, auch hier „SingSing“ genannt, vor. Als Musikinstrumente benutzen sie dazu meist ihre eigene Stimme, aber auch die köcherartige Trommel und Maultrommeln. Völlig unaufdringlich boten sie uns anschließend handgefertigte Pfeile und Bogen, Speere, Maultrommeln, Ketten aus Früchten, Schmuck aus Schweinezähnen und sonstige Erzeugnisse des Landes an.

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Bei den Perückenmachern

Bis zum Erwachsenwerden, das Alter steht dabei nicht genau fest, lassen sich die männlichen Personen die Haare nicht schneiden und die Spitzen werden über die Zeit nach innen verpflochten. Das krause Haar bildet somit langsam eine dicke Matte. Gleichzeitig wird für heranwachsenden Männer ein Haarmeister gewählt, meist ein Nachbar. In einer großen Zeremonie, wovon man uns lediglich die Einleitung zeigte, erfolgt dann die Abnahme der Haare als Ganzes. Spezielle Perückenmacher formen daraus einen Kopfschmuck in unterschiedlichster Form. Aber auch in der nachfolgenden Zeit werden die Haare weiterhin nicht geschnitten, sodass ein traditionsbewußter Huli im Laufe der Zeit mehrer Perücken aus seinem eigenen Haar hat. Getragen werden die Perücken zu allen Festen und Tänzen.

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Besuch einer Dorfgemeinschaft

Durch den fast täglich ab Nachmittags fallenden Regen ging es zu einer weiteren Dorfgemeinschaft. Vor einer Hütte saßen einige Männer und schauten uns interessiert an, wie wir es sicher auch machten. Aus dem Eingang und aus dem Dach qualmte es, wie wir es bei fast allen Huli-Behausungen beobachten konnten. Ein Huli zeigte uns, wie man auf ihre Weise und lediglich mit Naturprodukten ein Feuer entfacht. Danach luden sie uns ein, auch das Innere der Hütte zu besichtigtigen. Für uns war es vorerst noch stockfinster, aber in der Mitte der Hütte brannte in offenes Feuer. Nach einiger Zeit erkannten wir weitere Personen im Raum, die um das Feuer saßen. Kurze Zeit später ging es dann angeräuchert wieder ins Freie.

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Ein Huli führte uns nun zum Frauenhaus, in dem ebenfalls ein Feuer brannte und Speisen zubereitet wurden. Auch die Frauen waren sehr an uns interesssiert, zeigten stolz ihre Kinder, possierten für Fotos und bedankten sich. Die Trennung der Geschlechter ist etwas gewöhnungsbedürftig. So sind die Männer auch heute noch „die“ Machos. Früher waren sie nur Krieger und verteidigten Besitztum und ihre Frauen. Heute verbringen sie die Zeit mit Bogenschießen, dem Anlegen ihrer Perücken, dem Rauchen, sich schminken und gelegentlich den traditionellen Tänzen.

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Die Frauen hingegen sind für die Viehversorgung und für die Felder zuständig, wobei Süßkartoffeln, Zuckerrohr, Bananen und Gemüse, aber auch Blumen angebaut werden. Hinzu kommt die Kindererziehung. Eine besonders wichtige Rolle spielen aber die schwarz-weiß gescheckten Schweine. Für Kinder sind die kleinen Ferkel das Haustier und werden an der Leine geführt. Ansonsten ist es das Zahlungssmittel für alle größeren Objekte, bis hin zum Kauf einer Frau (Wert einer Frau bis zu 15 Schweinen). Ein anderes Preisbeispiel aus der Vergangenheit: Für die Tötung eines alten erfahreren Kriegers waren ca. 100 Schweine zu zahlen, um die weiteren gegenseitigen Kriegshandlungen auszuschalten.

Wir wurden durch ihre gepflegten Felder geführt, die aus vielen kleinen runden Beeten bestehen. Bei den Flügen hatten wir die beeindruckenden Felder bereits von oben gesehen. Das Familienoberhaupt zeigte uns nun seine Kunst im Bogenschießen. Wer wollte, konnte es auch selbst versuchen.

Am nächsten Tag ging es mit einem kleinen gecharterten Flugzeug von der Ambua Lodge nach Mt. Hagen. Diese Gegend wird als als verhältnismäßig unsicher bezeichnet und so übernachteten wir im gesicherten „Highlander Hotel“. Tagsdarauf flogen wir nach Port Moresby, wo unsere Kulturreise zu Ende ging. Im Flughafenhotel nahmen wir unser Tauchgepäck in Empfang. Noch eine Übernachtung und weiter ging es nach Alotau, wo mit Beginn des Einschiffens auf die „Paridise Sport“ unser Tauchurlaub begann.

Trotz der verschieden und speziellen Sonderheiten der Reise gab es keine Probleme. So wurde sie ein voller Erfolg mit erheblichem Erinnerungswert.

Buchungen der Unterkünfte und der Veranstaltungen vor Ort, sowie Vermittler der Flüge, war die Reiseagentur „Schöner Tauchen“, ein kompetenter Partner, der einen reibungslosen Ablauf sicherstellte.
Den zweiten Teil dieses Berichtes „Tauchen pur“ findet ihr hier.

Fotos: Christa und Wolfgang Fiedler, Kameras: Canon IXUS 400, Nikon F 3, Film: Kodak Chrom 100