Nabucco Island Indonesien

 

Nabucco Island, Indonesien

Ein Reisebericht von
Christa und Wolfgang Fiedler

Auf der Suche nach neuen und interessanten Tauchplätzen entschieden wir uns diesmal für das erst Anfang des Jahres eröffnete Nabucco Island Resort. Reisezeit war der 06.10.01. bis 25.10.01. Die Anreise erfolgte mit einem 2-Tage Stop-Over in Singapore (12 Std. Flugzeit). Danach ging es nach Balikpapan (2 Std. Flugzeit), von dort nach Berau (1,5 Std. Flugzeit) und weiter mit einem Speedboot (Glasfaserboot, 6 Plätze für Gäste, 2 x 115 PS Außenborder) nach Nabucco (1 Std. Flussfahrt, 2 Std. offenes Meer). Die Abreise erfolgte in umgekehrter Reihenfolge, wobei wegen der Flugtermine eine zwangsläufige Übernachtung in Balikpapan nötig wurde. Diese Übernachtung lässt sich durch eine flexible Gestaltung der An- und Abreise- Termine vermeiden, was uns aber vorher nicht bekannt war. Der Kundenservice des Reisebüros, über das wir buchten, war leider nicht nur in diesem Punkt unqualifiziert. Vor Ort lief dagegen aber alles bemerkenswert reibungslos. Bei Interesse informiert euch deshalb direkt über Walters (Federsee) Reiseagentur.

Singapore:

Unser Flug und der Stop-Over erfolgte mit Singapore Airlines. Das besondere bei einem Flug mit dieser Gesellschaft war:
Vor Ort erhielten wir ein Gutscheinpaket für diverse kostenlose Zusatzleistungen von erheblichem Wert. Ein Auszug daraus:
Stadtrundfahrt mit Bootsfahrt, Transfer mit Eintritt nach Sentosa, Eintritt in den Vogelpark und des Orchideengartens.
Ferner Preisermäßigungen bis 30 % für andere Ausflüge und Aktionen vor Ort. Wir hatten leider nicht die Zeit, alles zu nutzen.

Wissenswertes über Nabucco:

Der Name Nabucco stammt aus einer deutschen Initiative von Tauchern, die sich regelmäßig in der gleichnamigen Gaststätte (Nähe Messe Düsseldorf) trafen, ein kleines und unberührtes Tauchparadies in Indonesien suchten, es fanden und in deutscher Regie aufbauten. Dabei wurde der Name der Gaststätte für die Insel übernommen. Das Inselchen liegt in der Celebessee, unmittelbar vor der großen Einheimischeninsel Maratua, an der Ostküste von Kalimantan. Die Taucherspots Kakaban und Sangalakki befinden sich in unmittelbarer Nähe und werden in Tagestouren zu Tauchexkursionen angefahren. Nabucco ist nur 20.000 qm groß, steht unter Naturschutz und bietet Natur in ursprünglichster Form. Die Anlage wurde um den bestehenden Baumbestand herumgebaut. Trotzdem es den Betreibern gelungen, mit entsprechend technischem Aufwand, Luxus und Natur umweltverträglich zu gestalten. Dazu gehört die Warmwasserbereitung über Solarenergie, eine biologische Abwasser- Aufbereitungsanlage, Süßwassergewinnung direkt auf der Insel, mit Aufbereitung über eine Ozonanlage und Filtern. Der Diesel-Generator ist ein sehr moderner und schallgedämpfter Deutz-Generator und läuft fast nicht hörbar. Alle Leitungen und Rohre sind unter Holzstegen fast unsichtbar verlegt. Die Bungalows (meist Doppelwohneinheiten) wurden, bis auf den Duschbereich, aus Holz erstellt und sind sehr geräumig. 2 Deckenventilatoren und die hohe Bauweise sorgen für ein angenehmes Raumklima. Ein großes Moskitonetz über den Betten hält kleine Quälgeister des Nachts fern.

Andere Tierarten konnten sich auf dem kleinen Naturparadies ansiedeln oder bis heute halten. Zu nennen wären hier vor allem die kleinen Warane, Echsen, Flughunde, Kokosnusskrabben und Kingfischer.

Die Temperaturen liegen ganzjährig bei: Luft ca. 35 °, Wasser ca. 27 °. Der Tropen-Neopren mit 3 bis 4 mm reicht deshalb immer. Die Regenzeit liegt zwischen Oktober und Januar, welche sich bei uns durch kurze nächtliche Regenschauer bemerkbar machte.
Restaurant, Küche, Boutique, Verwaltung, technische Gebäude und Tauchbasis sind jeweils gesonderte Baueinheiten.
Der Manager vor Ort ist Fabian (Weißhaupt), ein welterfahrener und weitgereister Schweizer Koch. Kochen ist auch auf Nabucco seine Leidenschaft. Für jeden Abend zaubert er ein 5 Gänge Menu aus den vorhandenen und organisierten Erzeugnissen der Umgebung. Über 10 Tage gab es jeden Tag eine Abwechslung in asiatischen oder indopazifischen Gerichten. Frisch gebackenes Brot und ein sehr gutes Gefühl für Gewürze waren seine besondere Spezialität.
An Getränken war wohl fast alles vorhanden. Auch die Preise waren bemerkenswert zivil (1 Flasche Bier ab 2,5 USD, Softdrinks ab 1 USD).
Andere Zusatzleistungen, wie zusätzliche Tauchgänge, Mittagsmahlzeiten oder Lunch-Pakete waren ebenfalls preiswert. Hier haben die Pächter der Insel und gleichzeitig der Reiseveranstalter Walter (Federsee) gezeigt, was in bezug auf die Ausgewogenheit von Preis und Leistung auch heute noch möglich ist.

Wer noch mehr wissen möchte, möge sich die Seite des Veranstalters ansehen.

Die Tauchbasis:

Die Basis liegt direkt auf dem Bootssteg (Jetty). Flaschen und Ausrüstung werden von der Bootsbesatzung ein- und ausgeladen. Zur Verfügung stehen 12 Ltr. Alu-Tanks für DIN und INT und das benötigte Blei mit Gurten. Außerdem stehen zu Vermietung bereit: : 15 Vollausrüstungen, Dive-Computer, Lampen und Fotoausrüstung. 2 sehr schnelle Boote ( 2 x 85 PS) bringen die Taucher zu den Tauchplätzen. Die Fahrtzeit beträgt von 5 bis 20 Minuten, da die Insel direkt am Außenriff liegt.
Bei Tagesausflügen zu den Zielen Sangalakki und Kakaban beträgt die Fahrtzeit, je nach Wetterlage, bis zu ca. 1 ¼ Std. Es handelt sich in der Regel fast nur um Strömungstauchgänge. Eine gewisse Erfahrung und entsprechende körperliche Verfassung sollten gegeben sein. Den sonst auf Basen üblichen Testtauchgang gibt es nicht. Es geht direkt zur Sache.
Bei mehr oder weniger Strömung liegen die Tauchtiefen in der Regel an Steilwänden bis zu 35 Metern. Und keine Bedenken zum Stichwort „Strömung“. Es wird grundsätzlich mit der Strömung getaucht, wobei das Beiboot die Taucher anhand der Luftblasen beobachten und nach dem Auftauchen aufsammelt. Insbesondere für Fotografen und Filmer ist eine Strömungsleine aber manchmal sehr hilfreich.

Die Unterwasserformation besteht an den meisten Plätzen aus unberührten Steilwänden bis zu einer Tiefe von ca. 2000 Mtr. Die Wände sind mit Korallen jeder Art dicht besiedelt. Schwämme, teils so groß wie Flugzeugtriebwerke, wachsen auf den Sandflächen und in Nischen. Auch die Oberkanten der Riffe, meist ca. 5 Mtr. und damit ideal zum Austauchen (Sicherheitsstopp), zeigen sich in unberührter Form und mit schönstem Korallenbewuchs.
Durch hohes Planktonaufkommen beträgt die Sicht bis ca. 50 Meter. Nachttauchgänge werden am Jetty durchgeführt. Aber auch hier strömt es, sodass nur bei Gezeitenwechsel  getaucht wird.
Leider wird in dieser Gegend noch mit Dynamit gefischt, sodass der Fischbestand erheblich reduziert ist. Was aber vorhanden ist, hat uns dennoch sehr beeindruckt. Insbesondere im Nahbereich gab es sehr viel zu entdecken.

Tauchen und Schnorcheln am Jetty

Am Jetty, dem Hausriff von Nabucco, ist Schnorcheln oder Tauchen allein schon etwas Besonderes. Bei den Nachttauchgängen entdeckten wir: Seehasen – die wohl größte Nacktschnecke die man kennt, Seespinnen –

teilweise handtellergroß, Seeschlangen, Porzellanschnecken, Fangschreckenkrebse und Einsiedlerkrebse.

In den Korallen und Steinen, woraus der Steg errichtet ist, entdeckten wir u. a. 2 Arten von Leierfischen, Muränen, Blaupunktrochen, Schnecken, Kardinalfische und unter der Oberfläche Hornhechte.

Mandarin-Leier-Fisch

LSD-Leier-Fisch

 

Im Reich der Mantarochen

Die Tagesausflüge nach Sangalakki

Ankommen und aufs Meer schauen, in der Nähe des Bootes haben wir 40 Stück entdeckt und danach aufgehört zu zählen. Auch unter Wasser sind diese Riesen der Meere wenig scheu. Besonders schön war aber das Schnorcheln mit den Mantas.

Mantamaus.jpg (3785 Byte)

Ins Wasser legen und sich treiben lassen. Mit ausgeklappten Kopfflossen und weit aufgerissenem Maul nehmen sie Plankton auf, schwimmen dabei auf die Schnorchler zu, drehen ein paar Meter davor in anderer Richtung, kreisen und kommen zurück.

An den Steilwänden

Big Fish Country, Bat Fish Alley, Shark City, Turtle Parade

Die Namen dieserTauchplätze deuten bereits darauf hin, was zu erwarten ist. Aber auch alle anderen Plätze sind voll Überraschungen. So standen wir unerwartet vor einem großen und rotierendem Barakudaschwarm. Weiter zeigten sich: Adlerrochen, Napoleons, Fledermausfische, Leopardenhaie und immer wieder Schildkröten. Am Big Fish Country ist die Strömung schon beachtlich, was aber von einem riesigen Barsch und einem anderen Barakudaschwarm bevorzugt wurde.

Auf den Bodenflächen

Besonders große Schwämme befinden sich im Bereich der ebenen Flächen. Peitschenkorallen und der teilweise blanke Sand deuten auf die fast immer anstehende Strömung hin. Riesige Tischkorallen, teilweise mehrfach übereinander, aber auch Lederkorallen und Weichkorallen,  sind Zeugen von einem noch unberührten und gesundem Biotop. Sandaale, Kugelfische und Nacktschnecken sind nur einige der Bewohner dieses Bereiches.

Die Bewohner, traditionell

Große Kugelfische, einzeln oder im Gruppen, waren überall anzutreffen, aber auch Skorpionfische, ein Krokodilfisch, Eidechsenfische, Sepien, Kardinalfische, Leopardendrücker, Grundeln und andere Gattungen.

Die Bewohner, speziell

An den Steilwänden und den darauf wachsenden Gorgonien zeigte uns der immer sehr aufmerksame Tauchguide „Dudi“ die winzigen und sehr seltenen Pygmäen-Seepferdchen. Aufgrund ihrer Größe (Daunennagelhöhe) sind sie nur mit geschultem Blick erkennbar. Wirkungsvolle Fotos und Aufnahmen sind nur mit entsprechender Ausrüstung möglich. Makro 1:1 ist dabei die Mindestanforderung. Federsterne, die von großen Krebsen bewohnt wurden, waren ebenfalls eine Besonderheit. Porzellankrebse in und unter See-Anemonen gab es an vielen Stellen.

Ein Inselbesuch der besonderen Art:

Der Tagesausflug zur Insel Kakaban

In einer früheren Zeitepoche haben tektonische Kräfte die Insel aus dem Meer gehoben. Dabei ist ein vom Meer abgetrennter See entstanden, einst mit Seewasser gefüllt, heute eine Mischung aus Regenwasser und Seewasser.
Im Raum Indonesien/Mikronesien sind weitere Seen dieser Art bekannt. In ihnen konnte sich eine Flora und Fauna entwickeln, die mit einem gigantischen Bestand von nicht nesselnden Quallen den Höhepunkt bildet. Ursprünglich ernährten sich die stark nesselnden Quallen von Plankton im Meer. Als das Plankton im See knapp wurde, gingen sie eine Symbiose mit einzelligen Algen ein. Tagsüber kreisen heute die Quallen dicht unter der Oberfläche des Sees, womit die Algen die Möglichkeit haben, durch Photosynthese Nährstoffe zu erzeugen und damit gleichzeitig ihren Wirt zu versorgen.
Zwischen zwei Tauchgängen im Meer ging es ins Innere der Insel zum Schnorcheln im See. Das Wasser in der Mangrove des Uferbereiches war glasklar. Zwischen den herrlichsten Schwämmen beobachteten wir die ersten größeren Quallen, Quallen im Polypenstadium, Fische und Seeschlangen. Je weiter wir in den See kamen, um so schlechter wurde die Sicht. Dafür vermehrte sich die Zahl der im milchig/braun-grünem Wasser vorhandenen Quallen zunehmend. Drei unterschiedliche Arten konnten wir feststellen (es soll 4 geben). Und wenn man sie berührt: Wie dicke Wattebäusche liegen sie in der Hand, ein unvergessliches Gefühl.

Auch dazu noch einige Fotos:

Der Wattebausch, durchsichtig und fast unsichtbar

Unterwasserfotos: Christa und Wolfgang Fiedler, Kameras NIKONOS 3 mit Sea and Sea Blitz oder Marinsolar Duoblitz, Hydro Nahbereichs- und Makro Vorsatz und WW-Vorsatz SubaWider III.