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Tauchen im Astronauten-Tauchbecken des DLR

Vor einiger Zeit erhielten wir eine interessante E-Mail vom Eitorfer Tauchverein XARIFA e. V.. Dieser Verein organisierte regelmässig Tauchgänge im Astronauten Tauchbecken des DLR. Unsere Neugierde war geweckt. Was ist nun das DLR, und wozu brauchen Astronauten ein Tauchbecken?

Das DLR ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. in Köln-Porz. Hier werden die ESA-Astronauten für die Europäischen Raumfahrtmissionen ausgebildet.

Zu diesem Zweck befindet sich in der Anlage ein Tauchbecken von Schwimmbadgröße mit 10 Meter Wassertiefe, die Neutral Buoyancy Facility der ESA.
In diesem Tauchbecken werden beispielsweise Modelle einzelner Module der Internationalen Raumstation ISS versenkt. Diese können dann von den ESA-Astronauten unter Bedingungen, die der Schwerelosigkeit im All ähneln, betaucht werden.
Nachdem unser Interesse reichlich geweckt war, meldeten wir uns  für den 3. März 2001 mit fast 20 Teilnehmern und etlichen Gästen an.
Die Kosten für die Teilnahme betragen pro Person 25 DM, Gäste zahlen nichts. Der Tauchgang dauert eine Stunde.

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Jeder Teilnehmer inklusive der Gäste muß vorab unter Angabe der Personalausweisnummer angemeldet werden. Dies dient dazu, bei Einfahrt in das Gelände unnötige Formalitäten, wie das Ausstellen von Besucherausweisen zu vermeiden und damit Zeit zu sparen. Die Organistaion durch den XARIFA Tauchverein ist hervorragend. Es gab vorab jede Menge Informationen und der Ablauf war reibungslos. So stand uns dann am 3. März nichts mehr im Wege.

Die Zufahrt zur Halle ist mit dem eigenen PKW möglich. Parkplätze gibt es genügend. Vom Parkplatz muß die Ausrüstung noch ca. 100 Meter in die Halle getragen werden.
Die Halle sieht auf den ersten Blick aus wie eine normale Schwimmhalle. Es gibt nur weniger Duschen und überall stehen große Kräne und diverse Module herum. Umkleidekabinen gibt es nicht ausreichend, so daß man sich im Pulk in der Halle umzieht. Un dann gehts los:
Der Einstieg ins Becken erfolgt über eine Treppe und eine große Plattform, mit der die Astronauten in Ihren unbeweglichen Anzügen normalerweise ins Wasser abgesenkt werden können.

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Der erste Eindruck ist schon beeindruckend. Man glaubt, ein Schwimmbad zu betreten und hat plötzlich Wasser von Baggersee-Tiefe unter sich.
Im Becken befindet sich ein Modell der Ausstiegsschleuse der MIR Raumstation. Mann hat die Möglichkeit, durch einen ca. 5 Meter langen Tunnel von 90 cm Durchmesser zu tauchen, der in einer Kammer endet, die irgendwie an eine riesige Waschmaschinen Trommel erinnert.
Diese Möglichkeit wird natürlich ausgiebig genutzt. Ansonsten ist es eigentlich wie in einem normalen Schwimmbecken, nur eben tiefer und sehr sauber. Diese Tatsache bietet natürlich einige Möglichkeiten.

Man kann beispielsweise ein wenig seine Apnoe Fähigkeiten antesten oder einige praktische Übungen durchführen, die man sonst nur in 4-5 Meter Tiefe übt.
Hiervon wurde reichlich Gebrauch gemacht. Insbesondere das Ablegen des Gerätes mit kontrolliertem Aufstieg und anschliesendem Abtauchen und Anlegen des Gerätes wurde von vielen Teilnehmern probiert. Es befinden sich immer ca. 40- 50 Taucher gleichzeitig unter Wasser, was ich aber aufgrund der Größe des Beckens nicht als störend empfand.

Das ganze Spektakel wird mit einer UW-Videokamera gefilmt. Nach dem Tauchgang hat man die Möglichkeit in der Cafeteria einen Happen zu essen oder einen Kaffee zu trinken. Der zuvor aufgenommene Film kann dort nach dem Tauchgang für 25 DM gekauft werden.
Direkt neben der Cafeteria gibt es den Space Shop. Hier kann man für kleines Geld tolle Poster, T-Shirts, Aufkleber etc. mit ESA-Motiven kaufen.
Nebenan befindet sich eine große Halle mit riesigen 1:1 Modellen von diversen Space-Modulen.
Dies war ein besonderes Highlight, daß es quasi kostenlos dazu gibt.

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In der Halle befinden sich unter anderem Modelle vom Spacelab und vom Columbus Labormodul der ISS. Alle sind begehbar und enthalten komplette Nachbauten der tatsächlichen Instrumente und Gerätschaften.
Das allerbeste ist allerdings das Modell von der MIR. Hier gibt es wohl die einzige Möglichkeit in Europa nochmal einen Blick in das gute alte Stück zu werfen. Das Innenleben ist identisch mit dem des Originales und einfach nur faszinierend. Die Toilette hat in etwa die Größe eines Reisekoffers. Die technischen Nachbauten wirken wie Stücke aus dem Museum. Ein Tisch in der Mitte ist von kleinen Hockern umgeben, die mit einem geschmackvollen Kunstlederimitat bezogen sind.

Man hat irgendwie das Gefühl, sich in einer Mischung aus typischem 60er-Jahre Wohnzimmer und dem Raumschiff Orion zu befinden.
In der Halle befinden sich noch einige Glasvitrinen mit Exponaten russischem Raumfahrt-Zubehöres aktuellem Datums. Auch diese waren reichlich faszinierend:
Ein kleiner Kompass, mit dem man hierzulande nichtmal einen jugendlichen Pfadfinder zur Schnitzeljagd schicken würde, Astronautennahrung, deren Verpackung aussieht, als stamme sie aus einer der ersten Aldi-Filialen Deutschlands, Meßgeräte, deren Schläuche statt mit Schlauchschellen mit einer Art schlechten Nähgarnes befestigt waren…

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Ein unglaubliches Wunder, das russische Astronauten mit derartigen Gerätschaften ins Weltall geflogen sind und sogar wieder zurückkamen. Dazu kann man nur sagen: Respekt!!!!

Alles in allem war es eine lohnende Veranstaltung, die wir sicher gelegentlich wiederholen werden.

Ein Bericht von Harald Meisner und Fotos von Bernd Wortmann.